303. Michaelis. Manche Leute können an diesem Tage sehen, was für Wetter im Jahre eintreten wird. Neumark. Einige Beiträge zur Zusammenstellung der an diesem Tage geltenden Gebräuche liefert Wolf, Beiträge, I, 37. »In Dänemark und Norwegen knüpfen sich viele Aberglauben an den Tag, die meistens auf das Wetter und die Fruchtbarkeit des kommenden Jahres Bezug haben.« Dasselbe ist auch bei uns der Fall, wie Boebel's Haus-und Feldweisheit des Landwirths (S. 46 fg.) zeigt; ich hebe nur das aus Westfalen Beigesteuerte aus: »Nord und Ost bedeuten starken Frost. – Regnet's ohne Gewitter, so kommt ein gelinder Winter. – So viel Fröste vor Michaelis fallen, so viel kommen nach dem ersten Mai kommenden Jahres. – Wenn die Vögel vor Michaelis nicht ziehen, vermuthet man vor Weihnachten keinen harten Winter. – Wintersaat um Michaelis ausgestreut, den Bauer mit reicher Ernte erfreut. – Wenn Michael viel Eicheln bringt, Weihnachten die Felder mit Schnee dann düngt. – Wenn Michael das Wetter ist gut, steckt der Schäfer 'ne goldne Feder an'n Hut. – Um Michael fallet de Eikeln, wenn se eher fallet, sau kämp de Winter froh (früh). – Wenn Michael de Wind stieg, sau wet de roggen düer.« Zu dem, was Wolf a.a.O. aus Finn Magnussen über die Weissagungen aus den Eicheln beibringt ( rustici glandem sylvestrem aperiunt, ex ejus qualitate vel contentis [aranea, musca, verme etc.] praesagientes non solummodo anni futuri tempestatem et annonam, sed etiam famem, pestem, bella etc. ), stimmt, was Boebel, a.a.O., S. 48, aus Schlesien über den Michaelistag anführt: »Sind die Eicheln inwendig schön und frisch, so werden die Früchte im künftigen Sommer gut gerathen; sind sie naß und faul, kommt ein naßer, sind sie mager und dürr, ein heißer Sommer; findet man darin eine Mücke, so wird's ein mittelmäßiges Jahr; eine Fliege, Krieg; eine Made, Miswachs und theuere Zeit; eine garstige Spinne, Pest oder sonst ein böses Jahr.«