165. Die verwünschte Prinzessin auf dem Schloßberge bei Biesenthal. Mündlich. Auf dem Schloßberg zu Biesenthal zeigt sich gewöhnlich um Mittag, oft aber auch Mitternacht, eine verwünschte Prinzessin, die geht ganz weiß gekleidet einher und hält ein goldenes Spinnrad in der Hand. Gar manchem ist sie schon dort erschienen, und so erging es vor mehreren Jahren auch einmal einem Gärtner. Dem trat sie einst um Mitternacht, als er eben in den Schloßgarten kam, entgegen, denn dahin hatte es ihn unwiderstehlich getrieben, da er schon seit mehreren Nächten immer dieselbe Stimme vernommen hatte, die ihm zugerufen, er solle auf den Schloßberg kommen. Er erschrak zwar anfänglich über ihre Erscheinung, allein als sie ihn gar beweglich bat, er möge sie doch zur Kirche tragen, die unweit des Berges liegt, faßte er sich ein Herz und nahm sie auf den Rücken. Wie er jedoch in die Kirchhofspforte eintritt, fährt ihm plötzlich ein Wagen entgegen, der ist mit kohlschwarzen Rossen bespannt, welche Feuer aus Maul und Nase speien; da faßt ihn jäher Schrecken und er schreit laut auf; im selben Augenblick verschwindet auch der Wagen, aber auch die Princessin entflieht mit dem Jammerrufe: »wieder auf ewig verloren!« Einige sagen, die weiße Frau auf dem Schloßberge sei keine verwünschte Prinzessin, sondern ein Fräulein von Arnheim; die sei mit ihrer Schwester die letzte des Stammes gewesen, und habe daher das Schloß geerbt. Warum sie aber verwünscht worden, weiß man nicht, denn sie ist überdies ein gar frommes Fräulein gewesen, und hat den armen Biesenthalern allen Acker, den sie jetzt noch besitzen, geschenkt.