72. Sehr weit erstreckt sich die Sitte, an einem der Pfingsttage Morgens die Kühe so früh als möglich auszutreiben; jede Magd bemüht sich, die erste zu sein, keine will die letzte sein. Wenn dann Abends die Kühe heimkehren, bindet der Hirt der erstausgetriebenen gewöhnlich einen Maibusch an den Schweif und diese heißt der Daufäjer oder Dauschlöpper; der letztausgetriebenen wird ein Kranz an die Hörner gehängt und sie heißt gewöhnlich die bunte Kuh. Oft findet sich auch die letzte Sitte allein, zuweilen wird auch nur das Mädchen bekränzt und allgemein verspottet, z.B. in Oldenburg, wo das letzte von der Weide heimkehrende Milchmädchen von den Stadtsoldaten bekränzt wurde. – Zu Wittmund in Ostfriesland nennt man das zuletzt aufgestandene Mädchen Pingsterbloem. – Zu Sprakensehl bei Wittingen im Hannöverschen heißt die erste Kuh Pingstkärel, die letzte dagegen Dauschlöpper. – In dieser Weise findet sich die Sitte in der Ukermark und im angrenzenden Meklenburgischen, in einem Theil der Prignitz und Altmark wie im Hannöverschen bis nach Ostfriesland, südlich bis ins Göttingische, doch ist sie überall in der Abnahme begriffen.