376. In der St.-Matthiasnacht zwischen 11 und 12 Uhr setzen sich Mädchen nackt unter den Tisch; auf dem Tische ist ein Becken mit Waßer, ein Handtuch, ein großes Brot und ein Meßer. Dann wird der Zukünftige kommen, sich waschen und Brot abschneiden. In derselben Nacht schöpft man drei Eimer Waßer aus einem stillstehenden Waßer und gießt sie jedesmal hinter sich aus; beim dritten Eimer sieht man über die linke Schulter und erblickt den oder die Zukünftige. Aus Marsberg von Woeste. Vgl. Schambach u. Müller, Sagen, Nr. 191. Eine andere Art der Bräutigamsschau bei Baader, Nr. 416. Ein Männer und Ehe weissagendes Josephsbild zu Würzburg, Mannhardt, Zeitschrift, III, 68. Das Sehen über die linke Schulter verleiht auch sonst die Gabe, übernatürliche Dinge zu schauen, vgl. I, Sagen, Nr. 206, mit der Anm. Die, welche in der Matthiasnacht um die Mitternachtsstunde geboren sind, müßen mit den Hollen fahren, d.h. sie müßen in bestimmten Nächten des Jahres auf dem Kirchhofe die Geister tragen. Dafür wißen sie auch immer voraus, wer im Dorfe stirbt, indem alle Leichen sich bei ihnen melden müßen. Die mit den Hollen fahren, können in der Nacht senkrecht an den Wänden emporsteigen, über die höchsten Zinnen wandeln mit verschloßenen Augen; nur darf man sie nicht anrufen, thut man das, so müßen sie fallen. Linnig in Wolf, Zeitschrift, III, 60 fg. Ueber die Matthiasnacht in der Schweiz vgl. noch Rochholz, I, 155 fg., 161 fg.