122. Unschuldiger gerichtet. Schriftlich von Herrn Cantor Görnemann aus Camern. Unweit von Camern liegt der Galgenberg, auf dem ist vor langer Zeit einmal einer hingerichtet worden, den man durch alle möglichen Qualen zum Geständniß des ihm schuld gegebenen Verbrechens gebracht hatte. Als er aber nun zur Richtstätte kam, betheuerte er von neuem seine Unschuld und bat Gott, daß er wenigstens nach seinem Tode ein Zeichen geben möge, daß er unschuldig sei. Darauf wurde er hingerichtet und eingescharrt; an der Stelle aber, wo er begraben war, wuchsen bald darauf sieben Eichen aus der Erde hervor, die sich wunderbarer Weise zu einem Stamme vereinigten, und als man einst eine derselben fällte, da schwitzte der Stamm blutige Thränen, bis wieder ein neuer Baum aus demselben hervorwuchs.