39. Der Wirth in Epe erzählte: Vor langen Jahren hat einmal Colon Hakmann's Tochter am Darmssen ein Kind liegend gefunden, das ist rauh am ganzen Leibe gewesen; dies hat sie auf und mit nach Hause genommen. Bald danach ist aber die Mutter des Rauhen aus dem See gekommen, hat sich ans Hecken gestellt und dem Kinde die Brust gereicht mit den Worten: »Sûg mîn kind.« Darauf hat sie auch das Kind wieder haben wollen, was man ihr aber versagt hat, bis sie es doch endlich, auf welche Weise, das weiß man nicht recht mehr, wiederbekommen hat, und als sie gesehen, daß es ganz glatt geschoren war, hat sie gesagt: »Dies Kind hab ich geboren, Es ist nun glatt geschoren, Dieser Stätte soll das Glück bis ins dritte, vierte Glied sein verloren!« Darauf ist sie verschwunden; auf der Hofstätte aber hat lange Zeit schweres Unglück gehaftet, doch muß der Fluch jetzt von ihnen genommen sein, denn nun haben sie wieder Glück vollauf. Ein Bauer in Epe erzählte: Als man dem Seeweibchen das Kind genommen, sei sie am andern Tage ans Hecken gekommen und habe, als sie es geschoren erblickt, gerufen: »Kindken geskåren Glück verlåren Bet in't drüdde vêrde glêd.« Auch der Erzähler von Nr. 49 sprach von Seeweibchen, die im Darmssen seien; sie sind, außer an der Küste, im ganzen wenig bekannt in Niederdeutschland; vgl. Nr. 75, Norddeutsche Sagen, Nr. 259, unten Gebräuche, Nr. 47, und Schambach u. Müller, Nr. 92, 1. 2. mit der Anm.; im übrigen ist zu den Seeweibchen Norddeutsche Sagen, Nr. 15, 259, 332, 333, und Gebräuche, Nr. 241, zu vergleichen. – Der Spruch erinnert an den bekannten »Gott einmal verschworen, ist ewig verloren«; Meier, Schwäbische Sagen, Nr. 217; Seifart, Hildesheimer Sagen, Nr. 41; Baader, Badische Sagen, Nr. 279, 306. Die Salzunger Nixe läßt ein Kind zurück, als sie das letzte mal kommt; Bechstein, Thüringische Sagen, IV, 147. Zu vergleichen ist auch noch das gefundene Kind des Waldweibchens bei Börner, Sagen des Orlagaues, S. 231.