6. Die Schöppenstädter verschreiben ein Gewitter. In einem Sommer hatte es mal gar lange nicht in Schöppenstädt geregnet, so daß den Bürgern bange wurde, die Ärnte möchte mißrathen, und sie beschlossen daher, nach Braunschweig zu schicken, denn da wüßte man doch Rath für alles, um sich ein Gewitter zu verschreiben. Zu dem Ende schickten sie eine alte Frau ab, die auch glücklich nach Braunschweig kam und dort von den Braunschweigern, die ihre Leute kannten, eine Schachtel erhielt, in welcher, wie sie ihr sagten, das Gewitter wäre. In dieser Schachtel aber, die ziemlich groß war, befand sich ein ganzer Bienenschwarm, und als sie nun mit derselben nach Schöppenstädt zurückging, fingen die Bienen, da es sehr heiß war, in der Schachtel gewaltig an zu summen, und der Frau wurde ganz angst und bange, denn sie hatte oft genug gehört, daß das Gewitter auch zuweilen einschlage, und sie fürchtete jetzt, daß es auf einmal losbrechen und sie erschlagen könnte. Als sie daher auf die Höhe vor der Stadt kam, öffnete sie die Schachtel ein wenig, um dem Gewitter, dem es, wie sie dachte, drinnen zu heiß sei, etwas Luft zu machen; denn sie meinte, es wird ja wohl für Schöppenstädt genug übrig bleiben, wir sind ja dicht vor. Aber kaum hatte sie den Deckel etwas gehoben, da flog der ganze Schwarm heraus und zurück nach Braunschweig, und so viel sie auch rufen mochte: »Gewitter, Gewitter! hierher nach Groß-Schöppenstädt,« das Gewitter flog fort und kam nicht wieder.