148d. Der Klüppelhund. Vgl. Woeste, in Wolf, Zeitschrift, II, 99. Aus einer jener alten Linden kommt der Klüppelhund (in Hemer auch Weltruie genannt) hervor, spaziert die Kirchtreppe hinauf und kehrt auf demselben Wege zur Linde zurück, wo er verschwindet. Dieser Hund, wird gesagt, ist überall, d.h. er kann gleichzeitig an jedem Orte in der Welt erscheinen, aber nur Sonntagskinder sehen ihn. Von der Volmegegend an nach dem Bergischen heißt der Hund Paßgänger. Vgl. den Bummelhund in Nr. 254, den Welthund, Norddeutsche Sagen, Nr. 287; auch der Welthund bei Colshorn (Märchen und Sagen, Nr. 35) steht mit Pest und Tod in engster Beziehung, ebenso der Tschaunkerl bei Schröer (Beitrag, S. 15 fg.). Der von Schröer a.a.O. verglichene Feld- und Wallhund gehören wol nicht hierher; Wallhund wird gleich Waldhund sein, wie der Feldhund entschieden gleich dem Wolf ist (Wolf, Zeitschrift, II, 117), und auch dieser Name wird den Wolf bezeichnen, der bei uns auch sonst Holzhund und hölting (vgl. auch Grimm, Mythologie, S. 1190) wie bei den Indern vanaçvan Holzhund heißt. Der den Schatz in der Ihna bei Gollnow bewachende Hund kommt oft bis auf den Markt, wo man dann zu gleicher Zeit einen großen Leichenzug sieht; Temme, Pommersche Sagen, Nr. 205. Vgl. noch den Welthund bei Pröhle, Unterharzsagen, Nr. 120, wo der Hund ein verwandelter Jäger ist; eine andere Erzählung vom Knüppelhund oder Knüppelrüen bei Stahl, Westfälische Sagen, I, 123. Da, derselbe, wenn jemand sterben will, in der Nacht vorher dreimal ums Haus und von da zum Kirchhofe läuft, und da er dick und fett ist, wenn ansteckende Krankheiten unter Menschen oder Vieh sind (Colshorn, Nr. 35), so erscheint er deutlich als Todesbote, der sich sogar von den Leichen zu nähren scheint. Dazu vergleiche man, was oben zu 33 a über die Hunde des in der Unterwelt weilenden wilden Jägers gesagt ist; einer dieser Hunde ist offenbar auch der als Todesbote kommende Welthund, und der Name Heljäger gewinnt dadurch neue Bedeutung, sowie das schon Norddeutsche Sagen, zu Nr. 310, besprochene »der Hel ist bei den Hunden«. Danach ergibt sich folgende Vorstellung: der an der Eberwunde sterbende Wuotan weilt den Winter – die sieben Jahre – in der Unterwelt und wird hier natürlich, wie der indische Jama, der erste der Gestorbenen, König des Todtenreichs; aus diesem sendet er, wie Jama die Sârameya's, so er den Welthund, um die Todten herabzuholen zur Unterwelt; dieser ist auch der Charon, welcher sie ins Todtenreich Britannien hinüberfährt, oder vielmehr genauer der Hermeias (= Sârameyas) Psychopompos. Vgl. Anm. zu Norddeutsche Sagen, zu Nr. 310, 2. Als Symbol der Unterwelt führt der Hund den Schlüßel oder an seiner Stelle den vielleicht noch ältern Knüppel, welcher ein einfacher Riegel ( grendel, krentil ) gewesen sein mag; so verschließt auch Hades sein Reich mit einem Schlüßel, sodaß niemand daraus entfliehen kann, Pausanias, V, 20, 1, und Aeakos bewahrt diese Schlüssel, Apollodor, III, 12, 6; die Nachweise über das Unterweltsthor sind oben zu Nr. 51 zusammengestellt.