Der Nachtsturm 1777. Sturm der brüllenden Nacht, wie so entsetzlich schön Hallt dein Donner! Du brüllst tief in die Seele mir, Wie des Schlachtrufs Drommete, Jünglingswilde und Heldenkraft – Draußen hauset die Nacht. Heulend und zischend fährt In allmächtigem Pomp Sturm durch die Felder hin, Beugt der Schöpfung Gewalt'ge, Stäupt die Berge, und zaus't – den Wald. Orkan! Orkan! was schlägst du mir mein einsames Rundumbrülltes Gemach, schütterst die Scheiben mir In den Fenstern? – Ich komme, Wogenstürmer, und sprech' dir Hohn. Schau! gewalt'ger Tyrann, schaue, da komm' ich, steh' Rings in Dunkel und Nacht, bebe nicht deiner Wuth, Die die Sterne des Himmels, Die die Fackel des Mond's erlöscht. Bebe nicht vor des Wald's tiefem Geheul, und nicht Vor des zornigen Meer's Düstergebrüll, und nicht Vor den Schreckenphantomen, Die die Lüfte durchsegeln – – Doch Nein, ich hasse dich nicht, Starker! In deinem Pomp Sey mir festlich begrüßt. Siehe! ich liebe dich, Wenn im Segel der Windsbraut Gottes Schöpfung dein Fuß durchwälzt. Schön und fürchterlich ist's, wenn du die Weitzensaat Niederwühlst, wenn dein Arm herrisch den stolzen Wald Dir zu huld'gen gebietet, Und die Kron' ihm zu Boden schmeißt. Schön und fürchterlich ist's, wenn du die Klippe spalt'st, Wenn das grauliche Meer wuthschäumt, dein Odem dann Seine Maste und Kiele, Und die Zinnen der Städte bricht – Orkan! Orkan! und mir, der ich dich liebe, mir Stürmt dein Schreckengetös' Freuden und wilde Lust In die Seele. Mir brennet Zwiefach Leben im Feueraug' O, mir hallt dein Gebrüll lieblich, wie Westgeweh, Süß, die Lächeln der Braut, herrlich, wie Glockensturm, Gottesflamme und Starkmuth Reißt mir mächtig durch Mark und Bein, Und ich stürm' ins Gefild', heule mit dir, erklimm' Hoch die Felsen, und renn' wieder hinab, und schrei', Daß die Halle der Berge Mir ertösen, daß Wanderer Bange lauschen – Doch, ha! rastlos durchschweift mein Fuß Die durchbrüllete Nacht, schmettert und reißt, und ras't; Denn noch bin ich ein Jüngling, Stark wie der Sturm, und wild wie der.