Ludwig Gotthard Kosegarten Gedichte Gewitter und Selma Grevesmühlen. 1775. Wetterträchtig Gewölk hänget vom Scheitelpunkt Tief, und schwillet und sinkt. Berstend ergeußt sein Bauch Ströme stygischen Schwefels Auf die blumige Frühlingsflur. Und die blumige Flur bebet, und, ach! der Halm Senkt sein traurendes Haupt. Blumen, erst aufgeblüht, Schlägt der wandelnde Orkan Tief zurück in der Mutter Schooß. So, ach! blühete mir Selma, wie Morgenroth, Jung und lieblich und sanft. Aber ein Gräbersturm Schlug das blühende Mädchen Tief zurück in der Mutter Schooß. Selma, Selma ist hin! – Dunkle Gewitternacht Schwille, birste, und triff Fluren, Blum' und Halm, Triff auch mich, und ich fliege Hoch im Wetter hinauf zu ihr! –