Nachtphantasie 1777. Wenn im Mohrengewand Mitternacht mein Gemach Rings umsitzt, wenn die Welt still ist, als harrte sie Schon des kommenden Richters – Oefter lausch' ich im Lager dann Wach und sinnig und ernst auf die Vergangenheit, Und bleichdämmernd, wie Traum, kommt sie. Mein Aug' entdeckt Labyrinthengewebe, Drinn ich, Knabe und Jüngling, schritt. Und ich wende mich, wag's, rufe der Zukunft auch – Scheltend bleibt sie zurück. Riesengestalten gehn Zürnend vor mir vorüber, Und ich schließe mein schwimmend Aug'. Irr' und schreckenbetäubt lauschet der Wanderer So im graulichen Hain, wo ihn die Nacht ergriff, Wo ihn sibenfach Dunkel Aengstigt, bis ihm die Sonn' aufgeht. Zwar mir geht sie nicht auf. Aber mir dämmert doch Der Gedanke ins Herz: »Siehe, Vergangenheit War vor kurzem die Zukunft« – Und ich öffne getrost mein Aug'.