Mein zwanzigstes Jahr 1777. Sey mir, sterbendes Jahr, sey mir zum letztenmal, Eh' du stirbest, und eh' die Zeit Auf die Bahre dich wirft, die in das Leichenfeld Der Vergangenheit tief verscharrt – Sey mir einmal nur noch heute gegrüßt, und nimm Meines Herzens Ergießung an. Zwar du hast mir das Herz öfter gequält, doch auch Oefter mit stürmischer Lust durchbebt. Oft wiegtest du mich Abends am Weidenbach In schwermüthige Ruh', und oft Hast du glühend Gefühl mir an der Mädchenbrust Durch die Adern gejagt. Du hast, Jahr, der Wonn' und des Weh's herrlich und wunderbar Mich geführet. Drum liebet dich Meine Seele. Darum blick' ich dir Scheidendem Heute mit weinenden Augen nach. Weil', o scheidendes Jahr, weile ein Kleines noch, Daß ich dir in dein Angesicht, Dir in dein brechendes Aug' einmahl noch schau'. Dann wird Meine Seele Erinnerung Deiner Wonnen und Weh'n treffen. Mein Herz wird dann Dir nachsegnen, mein Auge dir Thränen der Dankbarkeit weih'n – Als du geboren wardst, Scheidendes Jahr, da fand dein Blick Mich am Hyldagestad'. Unter den Bruderreihn War ich herrlich. Mein Name scholl Ihnen Freude und Ruhm. Aber mein ganzes Herz Hing, o Jüngling mit gold'nem Haar, Hing, o Werthing, an dir, und an dem Redlichen Mit dem Auge voll hohen Ernst, Edle, Liebe, mit euch hab' ich gejauchzt. Ich hab' Mich des Schönen auf Gottes Erd' Herzlich mit euch gefreut. Aber wir haben auch Mit einander gelitten und Mit einander geweint. – Ueber das Rosenthal Lag noch krystallener Schnee. Es stand Noch die Hylda im Eis', als ich, o Ehrbegier, Dir entbrannt'! an des Königs Fest Aufstand, ihm mit Gesang feierte, am Altar Uns'rer Musen ihm Weihrauch streut'! Und da lächelte mir – herrlicher Tag! das Aug' Uns'rer Väter. Da brannte mir Meine Seele vom Lob meiner Geliebeten. Aber am Abend wehten mir Kunden über das Meer, Kunden des Grams: der Tod Meines wellenverschlungenen Dellwar, und ein Befehl herrischer Gönner – o Ihre Wohlthat war mir zur Qual! – Ein Befehl, der im Schooß meiner Geliebeten, Im Getümmel der Freud', im Chor Uns'rer Lieder mein Herz beugte, mein Aug' umwölkt'; Ein Befehl, der den Schnee hindurch Und die Wetter hindurch mich an die Warne rief – Warne, Warne, dein Silberfluß Hat mich oft mit der Freud', oft mit der wüthendsten Qualen Becher getränkt! – Ich floh Nun durch Wetter und Schnee zu ihr. Die Lieben sah'n Bang'schauernd dem Pilger nach. Dreimal ging mir der Mond über das Schneefeld auf, Da erblickt' ich die Warnestadt. Ha! da strahlete mir eine Gestalt, wie Blitz, Der das Dunkel der Nacht durchbricht, Also siegend und hell, doch auch, wie Mondenglanz, Mild' und bleibend. Die Hochgestalt Ahnt' ich längstens. Sie war, siehe! mein Knabentraum Und mein Seufzer im schönen Lenz, Meine Klag' im Gesang, meine gesungene Wonna, golden von Haar, von Wuchs Schlank, und blaulich von Aug', lieblich von Stimm' und Blick, Und von Herzen so sanft und gut. O, ich sah sie. Ich stand zitternd von Schmerz und Lust. Ihr unschuldiger Schwesterkuß Hauchte mir Balsam und Gift. Aber ich sog den Gift, Wie der Durst'ge den Regen, ein. Lieblich lächelte mir Wonna. Da faßte mich Ahndung, die hohe, berauschende, Ihr geliebet zu seyn. Aber die Ahndung ward, Ach! erst Empfindung nach Todesqual. Bald zu voll des Gefühls, ihr der Empfindung Drang Länger zu bergen, nicht stark genug Kam ich, stammelt' und sprach: Mädchen, ich liebe dich; Meine Seele ist ewig dein! Da bewölkete sich meiner Geliebten Aug', Und ihr zärtlicher Busen stieg Gleich der schwellenden Fluth. Jüngling, ich kann dich nicht Lieben! sprach sie. Zerreiße mir Nicht mit Klagen mein Herz. Weinend und wehmuthvoll Sprach sie's, wandte sich bebend weg. Und ich stand erstummt, starr, mit dem Seelendolch Tief im Busen. Kein Seufzerlaut, Keine Klage entscholl. Düster und höchst betrübt Wandelt' ich Wonna drei Tage noch Stumm vorüber. Ihr Blick sahe mir thränend nach. Aber ich floh mit dem Seelendolch Tief im Busen, mit Harm, der an Verzweiflung grenzt, An das Hyldegestad' zurück. Und das Hyldegestad' sahe mich, freute sich Seines Sängers. Sein Sänger, ach! Sang nicht Freuden hinfort. Eisern und schwer gebeugt Wandelt' er längs dem Ufer hin, Schrie im Sturmwind, und klagt' unter dem Fluthgeräusch. Seine Klagen, die hat die Welt Angehört, und er hat öfter des Fühlenden Glänzend Auge geseh'n und hat Oft des Edlen Geseufz über sein Weh gehört. Darum kümmert des Eisernen Sauergesicht, und des Hohns Rümpfen ihn nicht. Er sang Trost den Freunden und sich ins Herz. Und die steigende Sonn' schmelzte den Schnee. Die Luft Wehte milder. Des Lenzgefühls Süße Ahndung beschlich heimlich den Wanderer. Aber tieferes Wehe fuhr Mir ins Herz. Uns verließ Zamor, der liebliche Minnesänger, und Selino Mit dem freundlichen Blick, und der tief denkende Ernste Baldor. Ihm hatte Gott Flammenden Scharfsinn verlieh'n. O, wie im Mondenlicht, Wie bei dämmerndem Lampenschein, Wenn im trauten Gespräch Zukunft und Ewigkeit Unsre Seelen erschütterte, O, wie glänzte ihm da öfter sein braunes Aug'! Wie, beim Strahl, der von oben her Seine Denkkraft durchfuhr, hellte sein Antlitz sich! Aber, nun ging er auch dahin Mit den andern. Ich hab' ihren Verlust geklagt, Habe ihnen beim Lebewohl Heiß am Busen geweint. Nun sind sie fern. Ich werd' Ueber den Sternen sie wieder seh'n. Zwar es blieben mir noch Geldar, der Redliche, Und Rhysollhall mit Flammengeist, Und mein Liebling, mein Freund, dem ich auf Erden nie Einen gleichen geliebet hab', Werthing blieb mir. Doch, ach! Werthing war selbst wie Nacht Dunkel. Sein Blick war Verzweifelung. Oftmal hab' ich den Stahl, wider sich selbst gezückt, Schwerarbeitend der Mörderfaust Abgerungen. Ich hab' oftmal die Nacht hindurch Ihm zur Seiten geweint, gebebt. Und des lautersten Glücks Quelle, die Zärtlichkeit, Quoll mir Kummer und heiße Angst. Itzund lachte der Mai über die Flur herauf. Durch die Weiden am Hyldabach Strömten freudige Reih'n Mädchen und Jünglinge. Aber die heilende Frühlingsluft Und der Hylde Gestad' rauschte mir Tröstung zu. Meine Lieben umringten mich Mit der Freude Gejauchz. Freiheit und alter Stolz Faßten wieder mein Herz. Ich stand Glühenden Auges, begann unter den Freundereih'n Mitzujauchzen. Der Freiheitruf Und das Freudengetös, und die Ermunterung Meiner Getreuen, die heilten mich Mit dem Balsam der Zeit. Oder betäubten sie, Nur den blutenden Schmerz? Denn oft Riß die Narbe. So oft, als ich des Taumels satt Einsam Abends im Felde stand, Und der Mond und der Stern blinkt', und die Nachtigall Flöt'te ferne. Mich däuchte dann, Liebe blinke der Mond, Liebe der Abendstern, Liebe flöte die Nachtigall. Dann ergriff mich mein Schmerz wieder. Verzweifelung Schütterte mich mit dem Frost der Nacht. – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – Itzund strömte der Sirius Neue wildere Gluth mir in die Brust hinein. Ich besuchte die Strahlenstadt, Fand ein Mädchen in ihr. Sanft war ihr Aug'. Ihr Blick Still und schüchtern. Ihr Busen stieg Von Empfindung und Geist unter dem Flor empor. Damal ahnt' ich, es sey mein Herz Nicht auf ewig betäubt. Mächtig und wonnelaut Neigt' es sich zu Majora hin. Und Majora empfand es ähnlich. Mir blickete Mehr als Freundschaft ihr sanftes Aug'. O, Majora, vergib, wenn du dich täuschtest, Wenn mein Auge, wie Liebe, dir Freundschaft blickte. Mein Herz war dir geneigt. Doch blieb Seine Leere unausgefüllt. Heißer brannte mein Herz, heißer und zärtlicher Dir, o Mädchen am Trebelbach, Dir, o Hulda! Du warst, Ossians Fräulein gleich, Hold und edel und stolz gebaut, Rein und züchtig und gut, und unaussprechlich sanft. Sanfter hab' ich des Schöpferhauchs Töchter nimmer geseh'n. O, ich erkannte bald Deinen Werth, und dein blaues Aug' Glänzte auch von Gefühl mehr denn vorhin. Ich ging Früh mit jeglichem Morgenroth In die Gärten, und brach Rosen voll Thau für dich, Und du trugst sie den Tag hindurch; Dein hochklopfendes Herz trieb auf der hohen Brust Oft noch höher die Ros' empor. O, Geliebte, entsinnst du dich des Abends noch, Als der Himmel in Wolken stand? Als wir draußen am Thor unter der duftenden Linde saßen, als deine Hand Sanft die meinige nahm, sanfter sie drückete. Unschuldstochter, mein ganzes Herz Brannt' und bebete da, und mich umsäuselte Liebeswonne. Mit inniger Sanftschwermüthiger Ruh', mit dem Gefühl, das nur Reine Liebe und Tugend schafft, Saß ich neben dir, sah sinnig den goldnen Mond, Wie er sich durch die Wolken brach. Eine Ros' an der Brust, welche mir Hulda gab, Und im Herzen ihr theures Bild, Also kehrt' ich getrost wieder zur Hylde um. Ruhiger öffnete hier mein Herz Sich der Weisheit aufs neu'. An den Kathedern zwar Saß ich selten. Die Weisheit trägt Da den Stämpel der Kunst, schleppt der Profession Sklavenfessel, betäubt den Kopf, Nährt nicht Herz, noch Verstand. Sklavinn, mein ganzes Herz Ist dir gram und verachtet dich. Du, die im Rosengewand lächelt, mit offener Honigtriefender Brust uns winkt, Tochter der freien Natur, offen und mild wie die; Die du mit allen vernehmlicher Stimme durch der Natur blumiges Buch, durchs Licht Unverrückter Vernunft, und durch Das, was deutlich und klar Seher uns kündeten, Sprichst, und Worte des Lebens sprichst, Die du durchs Haines Gesaus' und durch des Abendsternes Blinken, und durch der Gewitternacht Rauschen Liebe und Kraft predigst, und weis' und gut Uns zu wandeln gebeutst; du bist's, Echte Weisheit. Dir schwor Huld'gung und ew'ge Treu' Meine Seele. Heißdurstend hab' Ich dich immer gesucht. Oft auch im einsamen Nachtspaziergang umwehte mich Deines Sternengewands heiliger Saum. Dann hab' Ich ihn berührt und geküßt. Was mir Ward, das theilte ich gern meinen Geliebten mit, Die es fühlten, und freute dann Mich des Strahls, der ihr Aug' hellte, ihr Herz durchfuhr. Als der Schnitter die reife Saat Niedermäht' und das Feld golden in Garben stand, Da besucht' ich das herrliche Meerumdonnerte Land, wo sich der Sturm sein Haus Zwischen Wald und Gebirg' erbaut. Dorten fand ich ein Volk, gastfrei und deutsch und gut, Unverdorben vom Narrentand, Der mit steifem Gepräng' aller Geselligkeit Freuden bannt, dem mein Vaterland – O des Blöden! – nun auch knechtischen Weihrauch streut. Dorten sah' ich das strömende Volle Herz der Natur, das sie in wildem Pomp Ueber Wald und Gebirg' ergeußt. Hoch vom Rugard herab faßt' ich das Wasserland Mit weitschauendem Aug' und ging, Sah' Arkona's Gestad', sahe den Herthawald, Und die Mahle der Drudenburg, Und das Wundergestad', welches vom Königsstuhl Tief hinab in das Weltmeer schaut, Weiß und furchtbar. Ich stand dorten im Sonnenstrahl, Und begrüßte mein Vaterland, Mein geliebtes, von dem hier die entfernteste Oestliche Klippe mein Fuß betrat. Itzund tanzte der Herbst, röthlich, und weinberauscht, Ueber die welkende Flur her. Da entbot mich ein Ruf meines Erzeugenden In mein heimisches Feld. Ich zog Bald in brüllendem Sturm unter dem Schutzgeleit Meiner Lieben den Weg hinan – Itzt im Feiergeweh' einer wildrauschenden Eich' umarmten wir uns – Es blieb Nur mein Geldar bei mir. Und wir beschleunigten Unsre Schritte – Uns dämmerte Schon mit des zweiten Tags Frühroth die Rosenstadt. Muthig sah' ich die Siegerinn Meines Herzens zuerst. Aber ihr Angesicht War erblichen. Ihr Auge schien Ausgeweinet. Ihr Blick trüblich und dunkelschön Blickte öfter unsägliche Wehmuth mir in mein Herz. Aber ich wandte mich Dann und floh die Gefährliche – Ach, ich floh sie umsonst. Wüthend und reißend stand Bald die erwachete Leidenschaft Mir im Busen – Wohl mir, daß sie erwachete! Ihr Erwachen war Seligkeit. Selig ward ich, viel mehr, als die schwelgende Muse jemal in Bildern sah, Sel'ger, denn daß mein Gesang hier die unendliche Wonne priese. Es faßt sie doch Keiner, der nicht des Kelches selber getrunken hat. Ueber Erdglück und Erdenweh Weit erhaben, mit Ruh', welche mein ganzes Seyn Sanft durchströmte, veredelte, Also selig und groß, reist' ich hinweg, um nun Meine Freunde daheim zu seh'n. Dreimal stieg mir die Sonn' über dem Weg' ins Meer, Und nun trat ich den Wald heraus Auf den traulichen Berg, drauf ich, als Knabe, mich Täglich sonnte. Da lag im Glanz Der verschwindenden Sonn' meine geliebte Stadt Ferne von mir. Der Himmel stand Brennend, blaulich der Wald, feurig und roth der See, Sanft geröthet der alte Thurm Voller Glocken und Moos. Ha! da erschütterte Mich mein Knabengefühl. Ich stand, Rief die Jahre des Traums mir in den Sinn, verglich Nun die Kenntniß des Jünglinges Mit des Knaben Begriff, der in die Welt hinaus Heiß sich sehnte – Ich fand dich nicht, Gleißnerinn, wie ich dich wähnt', als ich ein Knabe noch Sinnend auf das Gebirge stieg, Um mich sah, und das Land, und das entfernte Meer Abmaß, bis es in Dämmerung Sich verlor, und nach dir weinte. Wie wenig, ach! Bist du der sehnenden Thräne werth! Warm von Feiergefühl, sinnig und heimlich still, Kam ich nun an den trauten Ort, Der mich gezeugt und genährt. Meine Geliebtesten, Die mir die Stärke des Bluts verbindt, Sah'n mich, freu'ten sich mein, weinten an meiner Brust, Und ich weint' an der ihrigen; Ging zum Tempel, und dort weiht' ich der kalten Gruft Meiner Mutter den Thränendank; Ging zum Altar, und dort, wo ich als Knabe einst Rang und bebte und betete, Rang und bebt ich aufs neu', schwur der Religion Und der Tugend von neuem Treu'. Einmal sah' ich den Mond wachsend und voll im Schooß Meiner Lieben. Dann kehrte ich Durch die Nebel des Herbst wieder mit meinem Freund Zu den Ufern der Hylde um. Hylde, Hylde, ich kam itzt nicht, an deinem Strand Mich zu freuen, mit deiner Schar Ferner zu jauchzen. Ich kam, ach! um das Lebewohl Dir zu weinen. Mein Mißgeschick Rief mir Trennung, und nie hab' ich der Trennung Wuth, Wie die Trennung von dir, gefühlt. Düster herrliche Nacht, nimmer vergess' ich dein, Schöne, furchtbare, letzte Nacht, Drinn die Klage der Schar meiner Getreuesten Um mich hallte. Der Paukensturm Und der Drommeten Gejauchz, und der hochstolze Hall Unsrer Lieder, die stürmeten, Jauchzten und halleten mir Weh in das Herz, ein Weh, Wie es den sterbenden Helden faßt. Furchtbar warst du, o Nacht! Rings an dem Himmel hing Dicht Gewölke. Die Nacht hindurch Hallte unser Gesang dumpfig und seufzerlaut, Und die Thräne des Scheidens rann In den Wein, und es hing immer der Weinenden Einer mir um die heiße Brust, Schluchzt' und stammelte mir ewiges Lebewohl, Ewige Liebe und Treue zu! Aber als er nun kam, jener umdüsterte Wetterbelastete Augenblick, Der zum Scheiden mich rief, ha! da versank mein Herz Immer tiefer – Ach, laßt es mich, Laßt mich's verschweigen, wie nun unter dem Roßgeschrei, Unter dem Rädergeroll, des Volks Dumpfem Getös, wie ich da, siehe! zum letztenmal Durch die hallenden Gassen fuhr. Laßt mich's verschweigen, wie mir meine Geliebtesten Scharenweise zu Roß und Fuß Folgten, wie ich die Stadt aus dem Gesichte verlor, Wie ich Mittags im Wogenlärm Staalbrovs stand, wie sich hier meine Geliebtesten Nah'ten, gleich Hagel und dunkler Nacht, Wie mein stammelnder Mund ihnen das Lebewohl Schluchzte, den kalten Abschiedskuß Ihnen weih'te, sie dann langsam das Ufer hin Ritten, öfter zurück noch sah'n, Ich im Fahrzeug betäubt, thränen- und seufzerlos, Ihnen nachsah, die Arme noch Einmal streckte, dann laut schrie und im Fluthgeräusch Ihrem weinenden Blick entschwand. – – – Einsam, wandl' ich nun, still und getümmelfrei, Hier im felsigen Rugia, Renn' im Schnee und im Sturm durch das Gefild', besteig' Oft die Berge und schau' von dort Nach den Thürmen der Stadt, drinnen die Freiheit jauchzt, Strecke sehnend den Arm nach ihr, Seufze, bis mein Gesang über die Seufzer strömt Und mich in sanftere Schwermuth wiegt. Dennoch blühn auch hier Blumen. Ich habe sie Zwischen Felsen und Schnee gesucht, Und gefunden. Mein Herz kannte die Wenigen Bald, die es liebete. Mein Geschäft Ist ein großes Geschäft: Seelen der Ewigkeit Auszubilden! Auch lieb' ich sie, Die ich bilde. Mein Herz liebet, o Jüngling, dich, Wenn dein Herz dir nach Tugend klopft, Wenn dein durstender Geist forschend und ruhelos Nach der Quelle der Weisheit späht. Meine Seel' ist dir hold, Mädchen mit goldnem Haar, Wenn dein Antlitz Empfindung glänzt, Wenn dein himmelblau Aug', deine hochklopfende Brust der Seufzer nach Tugend schwellt. Freuden höherer Art schafft mir der Barden Lied, Reine Wollust, o, Himmelschwung Göthens, Asmus und Youngs, und die Geliebtesten Meiner Seele, mein Ossian Und mein Klopstock. Ihr seyd's, welche Entzückungen Durch die trunkene Seele mir Strömen. Eurem Gesang flieget mein Herz empor, Weint mein Auge, und durstet heiß Meine Seele dereinst ähnlich zu seyn. O, dann Wär' ich selig und groß. Ich stieg' Gleich dem Phönix alsdann jauchzend und weit beklagt In mein palmenumpflanztes Grab!