Lobgedichte 1. Als Euridice durchspatzierte die Auen/ Wo da treuffelet das früperlene Tauen/ Wo das Wässerlein durch den Kieselsand dringt/ Wo das Vogellied mit dem Wiederhall singt/ und frölich erklingt. Wo der ruchbare Dornstrauch Röselein hekket/ lagen gifftige Schlangen heimlich verstekket: daß Euridice von der einen verletzt/ als sie Sorgefrey sich mit Blumen ergetzt/ und niedergesetzt. Durch den Schlangenbiß ward sie blötzlich entzükket/ von den Lebenden zu den Todten gerükket: Da dann Orfeus solche Lieder erdacht/ die sie wiederüm/ auß dem Höllischen Schacht/ zum Leben gebracht. Solches achte man nicht für Fabelgedichte/ Es erhellet hier in verblümter Geschichte. Wird nicht unsere schöne Sprache verödt/ und von jetziger Zeiten gifftiger Red auch heimlich getödt? Sie vernimmet nun auf den finsteren Wegen ihren Liebesfreund/ der ihr eilet entgegen. Sehet/ Orfeus macht das Tunkle zu nicht/ führt sie wiederüm an das liebliche Liecht/ durch dieses Gedicht. Er hat Himmel und Erden künstlich besungen/ vieler neidischen Geister Zungen bezwungen/ Er hat unserer Sprache prächtige Macht nun gerettet/ und auß der tunkelen Nacht hier wieder gebracht. Nunmehr finden sich zam und schüchtere Thiere/ Wälder-Felder-Gesteud- und Thäler-Geziere/ Fische schnaltzen hier/ Vögel schweben hierob/ und bezeugen die nie vergleichliche Prob/ mit stetigem Lob! Zu freundlicher Bezeugung setzet dieses Georg Philip Harsdörfer.