Prolog zu einem Schauspiel Ich neige mich vor aller Bühnen Auditorien: Es ist so schwer, ein Mensch zu sein. Selbst in der Heiligkeit ersehnter Glorien Fühlt schmerzlich sich der Einzelne allein. Die Einsamkeit beschattet seine Seele; Sie lässt erzittern seines Herzens Schlag. Und selbst der Sang der süssen Philomele Verdunkelt nur den überwölkten Tag. Da hebt am Abend leicht vor einem jeden Der Vorhang sich zu einer innern Welt. Es gleitet puppenspielerisch an Fäden Der Hass, der Hohn, die Liebe und das Geld. Gestaltung wird die lächelnde Gebärde, Zur Totenbahre neigt sich die Monstranz. Und die gelobte, die geliebte Erde Bevölkert sich mit Rausch und Traum und Tanz. Wie dunkler Wein ist Wahrheit zu geniessen; Die Wirklichkeit ist leerer Winde Schall. Die Tränen, die aus unsern Augen fliessen, Empfangt sie in des Herzens Blutkristall! Das Lachen, das in eure Ohren töne, Es fiel vom Himmel; ein metallner Stern. Und es verkläre klingend, es verschöne Die edlen Damen und die stolzen Herrn. So klug ist keiner, dass ihn Liebe schände. So schön ist niemand, dass ihn Schmerz entehrt. Es zeigt der Bühne buntestes Gelände Den Götterjüngling mit dem Rosenschwert. Es hebe seinen Stab nun der Ephebe Und rühre euer Herz zum frommen Schaun. Ein jeder ahne freundlich, dass er lebe, Und ihn beglücke Nymphe, Gott und Faun. Es sinken eines trüben Tages Dünste, Wie eine Blume blüht Gemeinsamkeit, Umarmt euch angesichts der goldnen Künste Und fühlt beseligt, dass ihr Brüder seid.