Lob der Spindel Die Faust des Mannes zieret Ein blank geschliffen Schwert, Das er in Treue führet, Wo es das Recht begehrt. Sank er auf blut'ger Heide, Den Ring, den Edelstein, Dies seiner Hand Geschmeide Grab' man mit ihm hinein. Des Eisens Wucht zu heben Sind Frauen nicht gewandt, Sie leben stilles Leben, Die Spindel in der Hand. Die zarte Hand der Schönen Ziert die mit rechter Weis'; Sie tanzt mit süßen Tönen, Und singt der Frauen Fleiß. In alter Wälder Dunkel Auf moosigem Gestein Sitzt an kristallner Kunkel Nachtfrau im Mondenschein. Mondhelle Fäden bringet Ihr Finger zart hervor; Seltsam die Spindel singet, Es lauscht des Wandrers Ohr. In Schloß und Burgeshallen Die Spindel emsig sang; Den deutschen Frauen allen War sie ein lieber Klang. Gar spärlich Samt und Seide Umfing den holden Leib. Im selbstgesponn'nen Kleide Ging da manch edles Weib. Kaum daß in armer Kammer, In Nächten lang und bang, Bei Tränen und bei Jammer Noch tönt der Spindel Sang. Sing nur! Du singst den Sorgen Der Armut endlich Tod. Steig auf, du lichter Morgen! Bring' das ersungne Brot. Jetzt im Gemach der Schönen Hört man wohl Lautenklang, Wohl welsche Triller tönen, Gar leis der Spindel Sang. Die Spindel hält verschoben Jetzt manche Schöne stolz Und denkt: wie kann man loben So ein gemeines Holz! Nein! liebe deutsche Frauen, Erkennt der Spindel Wert! Wollt treulich auf sie bauen, Treu, wie der Mann aufs Schwert! Indes der sieghaft stehet In Blut und Kampfes-Schweiß, Sitzt fromm daheim und drehet Die Spindel recht mit Fleiß! So war's in alten Tagen Sittsamer Frauen Art. Manch Bild und schlichte Sagen Die haben uns bewahrt: Wie in der Frauen Kreise Die Spindel nie geruht. – Spinnt fort nach alter Weise Zart – aber stark und gut!