Des Bruders Tod 1. Des Bruders Tod am Palmtag-Morgen. Wer deinen Tod, du Bruderherz! gesehen, Dem wird das Sterben Lust; Gleich Melodie aus fernen Himmelshöhen Hört' ich das letzte Atmen deiner Brust, Ein sanftes Säuseln noch – dann war's geschehen. Nicht Todesschweiß, nicht Kälte war zu fühlen, So lächelnd und so licht, Wie eines Müden, den Zephire kühlen, War nach dem Tod dein liebes Angesicht, Wie eines Kinds, das träumt von seinen Spielen. O könnt' ich doch hienieden noch erringen Die Tugend, diesen Tod, Auf Engelsflügeln mich emporzuschwingen In eines Palmtags heil'ges Morgenrot, Wenn Erd' und Himmel Hosianna singen! Hier unten kränzt der Lenz aufs neu' die Erde, Es jubelt Wald und Flur, Der Vogel singt sein Lied, es tanzt die Herde, Mich doch bewegt nichts als die Sorge nur: Daß, eh' der Tod mir ruft, ich gleich dir werde.