Der Kranke und die Stimme In schwerer Krankheit lieg' ich Armer, Und keine Seele leidet mit! War schon, o göttlicher Erbarmer! Ein Wesen, das die Qualen litt? Wie lieg' ich doch in Nacht verlassen! Wie mich das harte Lager brennt! O könnt' ich eines Hand nur fassen, Der einen Trost für mich noch kennt! Groß ist dein Schmerz, doch weiß ich einen, Der mehr gelitten hat als du; Da schliefen auch um ihn die Seinen, Ihn aber floh des Schlafes Ruh'. Ein blut'ger Schweiß entquoll der Hülle, Als er im Garten lag im Flehn: »Ist, Vater! es dein heil'ger Wille, Laß diesen Kelch vorübergehn!« Ach! mir im Haupte tobt unsäglich Ein Schmerz durch Nerven und Gebein! Und ist er einen Tag erträglich, Am andern steiget nur die Pein. Groß ist dein Schmerz! schmerzreicher stachen Doch jenen Dornen einst ins Haupt; Er trug's, trug es, als selbst mit Lachen Sie ihn geschlagen und beraubt. O könnt' ich doch mit Namen nennen Die Qual, die meine Brust durchzückt! Qualvoll mag sein der Hölle Brennen, Qualvoller ist, was hier mich drückt! Qualvoll mag's sein; doch tiefer brannte Ein harter Speer den in die Brust, Und er, er war der Gottgesandte, Und du bist Mensch voll sünd'ger Lust! Es bohrt ein Schmerz durch meine Glieder, Es lähmet sie ein eisern Band, Und ach! die schreckenvollste Hyder Ist meines Durstes heißer Brand! Groß ist dein Schmerz, in Füßen, Armen, Doch größer wohl war jenes Pein, Als sie ihm Nägel ohn' Erbarmen Wild schlugen in die Glieder ein. Groß ist dein Durst; doch stillt die Quelle Kristallnen Wassers dir den Brand; Doch seinem Durste bot die Hölle Die Galle mit verruchter Hand. Ha! quälender, denn Dürsten, Brennen, Denn Gallentrank, der Menschen Spott, Das ist im Innern mein Erkennen, Daß ich verlassen bin von Gott. Auch jener litt vor seinem Ende Den Geistesschmerz, der dich zerreißt, Doch sprach er bald: »In deine Hände Befehl' ich, Vater! meinen Geist!« Ha! innres Wort! hast überwunden! Wie wird auf einmal leicht mein Herz! Und was ich trag', sind andre Wunden, Und was ich fühl', ist andrer Schmerz!