Ein Lied nach dem Herbst O weh! ihr Rebenhügel! Wie steht ihr trauernd nun! Der Sturm schwingt seine Flügel Und die Gesänge ruhn. Es zog mit eurem Weine Aus euch der Jubel aus; Daß er mit ihm erscheine Neu in des Trinkers Haus. Laßt euer Herz erwarmen, Die ihr nun schlürft den Wein, Trinkt ihn auch zu dem Armen, Der ihn geschenket ein! Dem, den nichts kann entmuten, Der immer trägt und haut, Dem, der in Sommersgluten Den harten Stein bebaut. Wie in des Berges Tiefen Rastlos der Bergmann schafft, Die Schätze, die da schliefen, Erhebt mit reger Kraft, An Händen trägt nur Narben, Der Herr den Edelstein: Muß auch der oben darben, Trinkt Wasser, ihr den Wein. Und wie der unten nimmer, Stirbt auch die Hoffnung, ruht, So wächst beim letzten Schimmer Dem oben noch der Mut. Schlägt schwerer Hagel nieder, Was er durchs Jahr erschafft, Er geht neuhoffend wieder Ans Werk mit gleicher Kraft. Und wie in seinem Grabe Der unten immer weilt, Als Greis wie einst als Knabe Zu seinen Steinen eilt, So bleibt bei seinen Reben Als Knabe und als Greis Der oben – treu ergeben Der Armut und dem Fleiß. Er schafft vom ersten Scheine Der Sonne bis zur Nacht, Trinkt dann im Schlaf vom Weine, Den ihm sein Berg gebracht – Und läßt, erwacht zur Wahrheit, Den lang ersehnten Wein In seiner Gottesklarheit Dem reichen Trinker sein. Er aber, mit der Flasche Voll Wasser, geht in Ruh', Ein Brot in seiner Tasche, Und deckt die Reben zu. Einst deckt auch ihn, den Armen, Der lang geschafft, gewacht, Ein Engel voll Erbarmen Und flüstert: Gute Nacht!