Mitternachtsszene Vögel, die mit Wolken schifften, Sanken in der Wälder Nacht, Schlummer liegt auf Wald und Triften, Einsam nur der Hirte wacht. Freude macht es mir, zu lauschen, Wie sich regt ein Lüftchen dort, Wie vom Baume Blätter rauschen Und ein Bächlein rieselt fort. Durch des Himmels Wolkenhülle Leise jetzt der Vollmond dringt, Und nun plötzlich in die stille Mitternacht die Glocke singt. Weckest mich aus süßen Träumen, Alte Glocke! Sängerin! Und ich rufe nach den Räumen Blauen Himmels zu dir hin: »Tausende, die in den Hallen Lichten Tages laut gelebt, Tausende von Nachtigallen, Die mit Sang die Nacht durchschwebt, Schwanden aus des Lichtes Reichen, Schweigen stumm, im Tod verblüht, Du doch über all den Leichen Singest fort das alte Lied. Erdensänger kurz nur singen, Bald zerreißt der Gram ihr Herz, Glocke! würdest du zerspringen, Macht es nicht der Erde Schmerz. Denn du singst, ob Lust, ob Jammer, Gleichen Ton stets durch die Luft, Ob der Schlag von deinem Hammer Bräute oder Leichen ruft. Und du, Mond! aus gleichen Erzen, Änderst nie dein Angesicht, Ob auch Tausende von Herzen Unten bittres Leid zerbricht. Glocke! singe! schwebt, Gestirne, Ob der Erde Lust und Grab! Hoch ob euch auf ew'ger Firne Schwingt ein Gott den Hirtenstab.«