Nachtfahrer Es wiegt die Nacht mit himmelweiten Schwingen Sich auf der Südsee blauen Wassergärten, Daraus zurück wie Silberlilien springen Die Sterne, die in tiefer Flut verklärten. Wie ein entschlummert Kind an Mutterbrüsten Ruht eine Insel selig in den Wogen: So weich und weiß ist um die grünen Küsten Die Brandung rings, ein Mutterarm, gezogen. Ich wollt, es wär mein Herz so dicht umflossen Von einem Meer der Ruhe und der Klarheit Und drüberhin ein Himmel ausgegossen, Des einz'ges Licht das Sonnenlicht der Wahrheit! Und schöne Menschen schlafen in den Büschen, Wie Bildwerk in ein Blumentuch gewoben; Was ein erstorbnes Auge kann erfrischen, Das hat ein Gott hier sorglich aufgehoben. – Ein Blitz – ein Krach! – die stille Luft erzittert, Dicht wälzt ein Rauch sich auf gekräustem Spiegel – Ein Wasserdrache, der den Raub gewittert, So naht es pfeilschnell mit gespreiztem Flügel! Wach auf, wach auf, du stiller Menschengarten! Gib deine Blüte hin für Glaskorallen! Sieh, deines unschuldvollen Fleisches warten, Du sanftes Volk, Europas scharfe Krallen! Die Anker rasseln und die Segel sinken. Wie schneidend schallt das Wort der fremden Ferne! Vielhundert Bleichgesichter lüstern blinken Im fahlen Schein der trüben Schiffslaterne. Zuvorderst aus des Schiffes schwarzen Wänden Ragt schwärzer in der giererfüllten Rotte Der Christenpriester, schwingend in den Händen Das Marterholz mit dem gequälten Gotte.