Wien Frühling 1848 Stadt der Freude, Stadt der Töne, Morgenfrohes, stolzes Wien! Dessen frühlingsheitre Söhne Nun der Freiheit Rosen ziehn: Ja, wir haben uns versündigt, Als wir grollten deiner Lust, Deinem Jauchzen, das verkündigt Eine starke, tiefe Brust! Auf den zauberischen Wogen Deutscher Tänze schwebtest du, Wetter kamen schwül gezogen, Schelmisch logst du üppige Ruh; Eisgrau saßen tote Wächter Vor dem klangerfüllten Haus: Sieh, da warfst du edle Fechter Singend in das Frührot aus! Mit den Flöten, mit den Geigen, Mit den Zimbeln hell voran Führe vorwärts deinen Reigen Auf der morgenroten Bahn! Einmal noch durch deutsche Lande Führ ein deutsches Kaiserbild, Reich zu schaun im Goldgewande, Und wir grüßen fromm und mild! Dieser Traum wird auch verwehen Und am alten Sternenzelt Endlich unter die Sterne gehen Zu der toten Götterwelt; Und wo flimmernd Schwan und Leier Und das Bild des Kreuzes sprühn, Wird dereinst in schönem Feuer Caroli Magni Krone glühn! Aber dann in tausend Wiegen, Hier in Gold und dort in Holz, Wird der junge Kaiser liegen, Freier Mütter Ruhm und Stolz, Wird als Hirt in Blumen weilen, Im Gebirg als Jäger gehn, Auf des Meerschiffs schwanken Seilen Als ein braver Seemann stehn!