Frühlingsbotschaft Zum Gerichte rief der Frühling, Und mit Strenge zu verfahren Gegen ketzerisch verstockte Übelsinnige Verzweiflung, Haben Seine Heiligkeit Bei der Sonne Glanz geschworen. Und in grünem Feuer flammen Alle Bäume nun auf Erden; Jeder Baum ist eine Flamme! Und geschürt sind alle Gluten, Angefacht glühn alle Rosen, Während die schismatisch grauen Aufgelösten Nebelflocken Klagend durch die Lüfte flattern, Gleich verbrannter Ketzer Asche; Doch der heilig ernste Himmel Läßt sie ohne Spur verschwinden, Und er schaut ins grüne Feuer Mit erbarmungsloser Bläue. Habt ihr jetzo unter euch Einen schlimmen und verschraubten, Heuchlerischen und verstockten Und verbohrten Hypochonder, Der da zwischen Gut und Böse Eigensinnig schwankt und zweifelt, Weder warm noch kalt kann werden Oder zu gerechtem Argwohn Grund gibt, daß sein schwarzes Innres Wohl ein ungeheures hohles Aufgeblasnes Schisma berge; Diesen legt nun auf die Folter, Diesen lasset nun bekennen! Bindet ihn mit jungem Efeu, Werft ihn nieder auf die Rosen! Gießt ihm Wein auf seine Zunge, Tropfen flüssig heißen Goldes, Das den Mann zum Beichten zwingt, Glas auf Glas, bis er bekennt! Zeiget sich ein Hoffnungsfunke, Nur ein Fünklein heitern Glaubens, Nur ein Strahl des guten Geistes, O so stellet ihn zur Linken, Zur Belehrung und zur Beßrung! O so stellt ihn, wo das Herz schlägt, Auf der Menschheit frohe Linke, Auf des Frühlings große Seite! Sollt es sich jedoch ereignen, Daß das peinliche Verfahren Nichts enthüllte, nichts ergäbe, Was da nur der Rede wert, Das Delirium des Rausches Selbst nur eine dunkle Leere Vor den Richtern offenbarte: Schleunig laßt den Sünder laufen, Jagt ihn stracks zur schnöden Rechten, Wo Geheul und Zähneklappen, Dummheit und Verdammnis wohnen!