Die Schifferin auf dem Neckar 1 1848 Wir standen an rauschender, schwellender Flut, Wir sieben Gesellen mit siedendem Blut, Vom Weine entzündet, voll Leben und Lust; »Hol über!« ertönt' es aus jauchzender Brust. Da kam eine Schifferin rüstig heran, Sie faßte das Ruder und wandte den Kahn; Wir sprangen mit Mutwill und Lachen hinein, Fast war der gebrechliche Nachen zu klein. So stieß sie vom Land in die Wogen hinaus, Die Mitte des Stromes war weißlich und kraus; Wir brachten mit Schaukeln das Schifflein in Not, Doch ruhig und aufrecht regiert' sie das Boot. Mit Schmeicheln und Scherzen belagerten wir Die wehrlose Maid, und es hingen an ihr Die glühenden Blicke, doch ihnen vorbei Schaut' sie auf die Wasser so kühl und so frei! Zuletzt in den Lüften entbrannte die Lust, Zu stehlen der Jungfrau das Tuch von der Brust, Und Worte und Augen und Wellen und Wind, Sie gaben zu schaffen dem kämpfenden Kind. Und siegreich erreicht' sie den anderen Strand Und setzt' uns mit klopfendem Herzen ans Land; Dann wandte sie leicht in den Strudel zurück Und sah auf die Wasser mit heiterem Blick.