Der Nachtschwärmer Von heißer Lebenslust entglüht, Hab ich das Sommerland durchstreift, Darüber ist der Tag verblüht Und zu der schönsten Nacht gereift. Ich steige auf des Berges Rücken Zur Kanzel von Granit empor Und beuge mich mit trunknen Blicken In die entschlafne Landschaft vor. Am andern Berge drüben steht Im Sternenschein der Liebe Haus, Aus seinem offnen Fenster weht Ein Vorhang in die Nacht hinaus; Das ist fürwahr ein luftig Gitter, Das mir das Fräulein dort verschließt, Nur schade, daß mir armem Ritter Der tiefe Strom dazwischen fließt! So will ich ihr ein Ständchen bringen, Das weithin durch die Lüfte schallt, Und spiele du zu meinem Singen, O Geist der Nacht, auf Tal und Wald! Den Wind laß mit den Tannen kosen, Die wie gespannte Saiten stehn, Und mit der Wellen fernem Tosen Der Nachtigallen Chor verwehn! Im Osten zieht ein Wetter hin, Das stellen wir als Helfer an: Wie leuchtend schwingt sein Tamburin Am Horizonte der Titan! Die Mühlen sind die Zitherschläger Beim Wassersturz im Felsengrund; Im Wagen fährt mein Fackelträger Hoch vor mir her am Himmelsrund! Nun will ich singen überlaut Vor allem Land, das grünt und blüht, Es ist kein Turm so hoch gebaut, Darüberhin mein Sang nicht zieht! So eine kühne Brücke schlagend, Such ich zu ihrem Ohr den Weg: Betritt im Traum das Seelchen zagend Des wilden Lärmers schwanken Steg?