6. Agnes Ein Schreiner hobelt' spät und früh, Verliebt in eine Maid; Doch einen andern liebte sie, Das schuf dem Holzmann Leid. Es war gar traurig anzusehn, Wenn an der Arbeitsbank Voll Kummer in die Hobelspän' Sein blondes Haupt versank. Und hub er aus den Spänen dann Das gelbe Haar zurück, Ein Tränenstrom ihm niederrann, Herzbrechend war sein Blick. Da trat sie in die Werkstatt ein, Erblühend, schön und stolz: »Schafft mir ein Bett, Herr Schreiner mein! Von gutem Nußbaumholz! Soll auf gewundnen Säulen stahn, Ein Himmel drüber hin, Den malt mit blauer Farbe an Und goldnen Sternen drin! Und eine Wieg', die wie ein Reh So leicht und munter springt Und schaukelnd nach dem Takte geh, Wenn man dem Kindlein singt!« Betrübt und folgsam hob er nun Die schwere Arbeit an; Ich frag: Was konnt er andres tun, Der blonde Tränenmann?