17 Ein lustiger Mediziner War dazumal mein Freund; Wir saßen bei vollem Glase Um Mitternacht vereint. Ich sprach ihm von meiner Liebe, Indessen er zecht' und sang, Und meine Worte verhallten Im wilden Gläserklang. Doch sprach ich immer und stärker Mit höherer Liebesglut; Ich wollte damit dämmen Mein bange wallendes Blut. Da wurde er ungeduldig Und sagte mit barschem Ton: »Ich kenne deine Geliebte Und rate dir ab davon! Ich rate dir ab, sonst bist du Ein Witwer im nächsten Mai, Denn dann liegt sie im Sarge, 'ne Leiche frank und frei. Die Rosen sind eitel Hektik Auf ihrem schmalen Gesicht; Ich hörte sie heute husten, Und das gefällt mir nicht! Wohl ist sie ein feines Wesen, Doch eben nur allzufein! Laß fahren den sterblichen Engel, Sonst trifft dich Kummer und Pein!« Die rohen Worte schnitten Mir tief in die Seele ein, Und darum weil leicht was Wahres An ihnen konnte sein. Jedoch mein armes Liebchen Gewann einen Zauber mehr; – Nein, nein, sie kann nicht sterben, Wir lieben uns allzusehr! Am Morgen ward ich ruhig, Als die Sonne ins Zimmer fiel; Ich sah durchs Fenster fröhlich Der jagenden Wolken Spiel. Ich rief: »Er sprach's im Rausche, Und ich war gestern ein Tor! Es lebe das rosige Leben Und meine Liebe zuvor!«