An Palemon, an ihrem Geburtstage Den 1ten des Christmonaths 1761. O Freund! auf stürmischen Flügeln Hochheulend über den Dohm 1 Bringt der unfreundliche Nordwind Mir meinen festlichen Tag. Ich denk an stürmende Sorgen; Vorüber brauseten sie. So denkt der landende Schiffer Im Hafen an den Orcan! Mich fand der himmlischen einer Am Tage meiner Geburt Bedeckt mit Hüllen der Armuth. Mitleidig sah er mich an, Und sprach zum Vater der Menschen: Herr über Leben und Glück! Gieb diese niedrig gebohrne In meinen leitenden Schutz; Sie liegt im Schoosse des Kummers, Tief decket schmähliger Staub Die Ernstbefaltete Stirne Von dir zum Denken gebaut! Dein sey sie, sagte zum Engel Der alles schaffende Gott. Da ward mir eine der Musen Und diese Leyer gebracht, Auf der ich festliche Hymnen Des Helden Friedrichs Lob, Die Tugend, heilige Freundschaft Und sanfte Liebe gespielt! Du hörest meine Gesänge: O Freund! ich singe noch heut Dem, der von Menschen Gehorsam, Und Hecatomben nicht, heischt. Ich komm' und trage dem Winter Zum Trotz, auf klopfender Brust Den Strauß von grünenden Lorbeeren; Zwo Mädchen wanden ihn mir! Du aber rufe den Diener Geschäftger sahe Horaz Nicht den einschenkenden Knaben Mit Becherreichender Hand. Ruf ihn. Er bringe die Flasche Voll von zehnjährigem Wein Gereift im Lande, das Frieden Fleht, von Brittanniens Thron. Er kränzt den Becher mit Blumen Geraubt der armen Natur. Genannt wird Tyrsis und Sulzer, Und wer dich kennet und liebt. Fußnoten 1 Palemons Haus, in welchem dieses geschrieben ward, ist nah an der Dohmkirche zu Magdeburg belegen.