An Palemon (Im Christmonath 1761.) Fünf bange frostige Tage Nicht vom Vergnügen durchwebt, Von keinem sonnichtem Blicke Für mich zu Tagen gemacht: O Freund! von keinem geseegnet, Der meinem Herzen verwand Ward, durch gleichstimmiges Denken, Hab ich sie traurig durchlebt. Dich suchen wollt ich am Tage, Den ein erschaffender Gott, Nach der vollendeten Schöpfung, Hochheilig machte zur Ruh. Dich, dem in meinen Gesängen Des Herzens Sprache gefällt – Doch einsam fand ich die Wohnung. Ich stand und dachte Verdruß, Und gieng mit wankendem Schritt Und warf die Augen herab Nach der kleinstromigten Elbe, Itzt breit umufert von Eis. Der Mond mit glänzendem Antlitz Gieng prächtig über ihr auf, Und sah, mit Blicken des Stolzes Auf ihrer Fläche sein Bild. So sieht die Seele der Sapho Ihr Bild im sanften Gesang. Der Erde Ströme vertrocknen, Auslöscht die Fackel der Nacht; Nicht aber also die Seele! Sie bleibt, und singet, o Freund! Im Creyse meiner Geliebten, Einst noch dem hohen Olymp.