Auf den Tod des Prinzen Heinrich von Braunschweig zu Berlin den 12ten des Herbstmonats 1761. »Wo ist Er, daß ich Ihn mit Thränen salbe, Mein Sohn? – Wo ist Er? bringt Ihn mir!« So klagt die Fürstin! also ächzt das halbe Zerrißne Herz in Ihr! Ach! in der Schlacht, voll von des Helden Ruhme Dacht Er Gefahr und Jugend nicht; Er sank! – – So sinkt am Abend eine Blume, Die sonst ihr Angesicht Vom Stengel nach der Sonnen Antlitz wandte, Und nun gebogen niederhängt; Er, dessen Brust zu grossen Thaten brandte, Dem Bruder nachgedrängt, Stritt wie ein Held, der unterm Waffenrocke Schon dreyßigmahl das Feld bezog; Staub trug er auf der jugendlichen Locke, Die um den Nacken flog. Die Feinde flohn. Er, jung und schon ein Sieger, Empfand den Sieg und eilte froh Sie auszuspähn. Den wundgewordnen Tieger Verfolgt ein Löwe so! Mit einer Kugel auf der Flucht verschossen, Traf hinterlistig ihn der Tod. Du, Stelle! wo sein Heldenblut geflossen, Bleib ewig purpurroth! Klagt ihn, ihr Hügel! und ihr grünen Auen, Ihr Wälder, klaget ihn bey Ham! Er fiel; So fällt, vom Künstler umgehauen, Der jungen Ceder Stamm; Nach ihrem Umfall ein geschnizter Götze, Wird Weyrauch vor ihr aufgestreut. So stirbt ein Held, daß Ihn der Nachruhm setze Hin zur Unsterblichkeit Mit diesem grossen Muth, der im Gefechte Ganz seinem Geiste beygewohnt, Sah Er den Tod, der keinerley Geschlechte Und keine Tugend schont! Den Helden-Lorbeer um sein Haupt gewunden, Starb er den Tod fürs Vaterland! Welch Dichter Moschus Leyer hat gefunden, Der nehme sie zur Hand, Und singe dieses Helden Tod, und klage Laut in der Landes Töchter Thon: »Hier fiel im Früling Gott gelebter Tage, Ein kriegrischer Adon!«