Dorimön und Amariette Ein Idyll Bey der Vermählung des jungen Grafen von Stollberg-Wernigerode. Du Wonne meiner jungen Tage, Du Leben meines Lebens, sage, Wie diese Hütte dir gefällt? Wie einer von den Erdgöttinnen Der allerhöchste Thron der Welt! Mein Vater wohnete darinnen Viel schöne Sommer lang, und fand Vergnügen dran, mit eigner Hand Die zarten Bäume zu begießen, Die dazumal von mir sich noch umspannen ließen, Und nun so hoch empor gestrebt; Hier hat mein Vater froh gelebt, Wie in dem seligen Gefilde Der erste Mensch mit seiner Braut. O! du nach eines Engels Bilde Für mich so liebenswerth gebaut, Hier will ich leben, dir zur Seite, So glücklich wie der erste Mann. Hier geb ich dir durch Blumen das Geleite Vom kunstgepflanzten Garten an Bis in die wilden Rosenhecken. Der Laube grünes Dach soll dich und mich verstecken, So oft der Mittag glüht, hier will ich Rosenduft In langen Zügen geizig trinken, Und wenn aus ungepaarten Finken Die bange Liebe lockend ruft, Und wenn die Nachtigallen klagen, Daß Fels und Hügel Antwort giebt, Dann will ich im Entzücken sagen: Ich bin geliebt, geliebt, geliebt! Und ich will mich von deinem Busen stehlen Des Morgens, wenn aus Lerchenkehlen Das erste Lied gen Himmel tönt; Ich will die schönsten Blumen pflücken, Den kleinen Altar auszuschmücken, Den deine Mutter oft gekrönt Mit Rosen und mit Rebenranken; Dann wecket dich mein sanfter Kuß, Dann folgst du meinem Wink und kniest mit mir am Fuß Des Opferheerdes, dem zu danken, Der alle Menschen werden hieß, Und über unsern Häuptern Sonnen Und um uns her die Flur entstehen ließ, Und dich erschuf, den ich so zärtlich lieb gewonnen, Dich meines Herzens süßen Freund; Dann beten wir und loben mit einander Den guten Gott, der uns vereint, Und unser Lob steigt an einander Gleich zweyen Flammen hoch empor, Und unser Lob erreicht sein Ohr.