Danklied am drey und sechzigsten Geburtstage nach langwieriger Krankheit Mein Schöpfer, mein Erhalter, Du kanntest, eh' du Menschen schufst, Mich und mein sinkend Alter, Hilfst meiner Schwachheit auf und rufst Allmächtig mich vom Grabe, Als ob ich wieder neu Mit deiner Lebensgabe Ans Licht geboren sey. Du giebst zum Ewigheile Zum Ewigwohlseyn giebst du mir Noch längre Lebensweile, Daß meine Seele sich zu dir Erheben soll hiernieden Wo sie am Staube hing, Und ganz von dir geschieden Verworrne Wege ging. Sie grub zum Freudetrinken Sich selber Brünnlein süß und lieb, Zur Rechten und zur Linken, Vergaß dich Urquell, trank und blieb Stets durstig, und erkennet Mit ungelöschter Gier, Daß sie nur sehnt und brennet, Du Lebensborn nach dir. Sie kehret voll Schaam und Reue Vom langen Irrsaal um, und dankt Dir deine Vatertreue, Die nimmer müdet, nimmer wankt; Dich preißt sie, der dem Sünder Zeit umzukehren giebt, Und, weil er irrt, nicht minder Ihn in der Irre liebt. Du liebtest meine Seele, Eh' du der Erde Grund gelegt; Du giebst sie nicht der Höhle, Worein man ihre Hülle trägt; Der Odem deines Mundes Belebte dies Gebein, Kraft meines Hoffnunggrundes Kömmt wieder Leben drein. Aus meiner Asche fähret Ein Körper, leicht wie reine Luft, Zu dir empor gekehret, Wenn deine Stimme Todten ruft. Mich kleidest du mit Schimmer, Ich selber werd es seyn, Ich will Dich sehn und immer Mich deiner Liebe freun!