An Milon Einfältig machte die Natur Mein Herz und meine Sinnen; Beständig lieben kann ich nur, Und alle mein Beginnen, Mein Dichten, Trachten, Wunsch und Flehn Bestehet bloß darinnen Dich aufzusuchen und zu sehn Und Deinen Blick zu fühlen. Ich habe nie daran gedacht Dir einen Streich zu spielen; Doch gestern hab ichs fein gemacht, O laß Dirs nur gestehen: Die Rose, die ich Dir gebracht Fing schon an zu vergehen, Sie fiel dir endlich aus der Hand. Du hubst sie auf und bliesest Den Staub von ihr, und ich empfand, Was du ihr jetzt erwiesest, Die Ehre, die ihr ward gethan. Saß hinter dir mit Lauschen Scharfaugicht wie ein Falk, und san Darauf, sie umzutauschen. Und das gelang mir gar zu gut: Sie lag vor meinem Blicke Ganz säuberlich in deinem Huth; Und mir zum großen Glücke Sprachst du mit irgend einem Hirt. Husch fuhr ich zu, und raubte Die Rose, die mich stärken wird, Bey schon gesunknem Haupte. Husch legt ich eine größre hin Mit unverwelkten Blättern, Und dankete mit frohem Sinn Herzinnig allen Göttern, Daß ich den Streich so klug gespielt, Nicht ohne Furcht und Beben Hab ich den süßen Raub erzielt, Du wirst mirs doch vergeben?