Aufmunterung an den Geheimen Rath Freyherrn von Labes, wegen seiner Betrübniß über Peter den dritten (Den 20ten des Weinmonaths 1762.) Der du des Glückes Eigensinn ertragen, Und itzt in seiner Freundes-Schooß Auf samtnem Sessel wirst getragen, O Labes, Patriot! verwandle deine Klagen In Saitenspiel, und laß nicht mehr Gedanken fragen: Warum dein Peter fiel? der strahlenreich und groß Der hohen Sonne glich, die Gottes Erde wärmen, Und seine Majestät den Menschen zeigen muß! Ihn wecken Seufzer nicht, auch nicht ein Thränenguß Geströmt auf heilige Gebeine; Sein Engel, sonst umcränzt mit Morgensternes Licht, Verhüllet itzt sein Angesicht Und wirft sich nieder, daß er weine, Und würde, wär es ihm erlaubt, Den Schöpfer aller Wesen fragen: »Warum der hohen Ceder Haupt Von schnellem Blitze ward zerschlagen? Warum der Todes Engel schlug Den Herrscher über Nationen, Der in erhabner Brust so viel Entwürfe trug, Die Tugend, das Verdienst, die Künste zu belohnen? Und den, den schon sein Fleiß erhub. Noch glänzender empor zu heben?« Er ist nicht mehr! der Staub begrub Den, der ein Königreich, ein Land zurückzugeben, Mehr Seeligkeit, mehr Lust genannt, Als wenn er von dem Kayser-Sitze Des diamantnen Zepters Spitze Zu fremder Bothen Stirn gewandt! Er ist nicht mehr. Ihn segnet Preussen Noch in der Ewigkeit; ihm thönet Lobgedicht, Wenn Friedrichs Seufzer von ihm spricht; Und Engel horchen zu, und heissen Ihn göttlich, wie sein Freund ihn nennt! Er ward der Erde nicht gegönnt; Wir sind zu klein, zu dunkelsichtig Den Rathschluß einzusehn, der alle Dinge richtig, Schon eh er sie gemacht, bestimmt, Und Cronen geben kann, so wie er Cronen nimmt. Gott ist nicht über uns ergrimmt! Ruf deinen Geist mit schnellem Fluge Zurück von Peters Todtenkruge, Und blick' als Vaterlandes-Freund, Auf jenen grossen Siegesbogen, Durch welchen Friederich in seine Stadt gezogen! 1 Von hohen Hügeln sah' der Feind Mit starrem Auge zu, die Schaam auf blasser Wange, Und seine Krieger, die sich lange Herab gewehrt vom hohen Wall, Stehn waffenlos, und taub von starkem Jubelschall Der Bürger und des Siegesheeres; Und Friedrichs grosse Feindin stößt Aus ihrer Brust herauf ein schweres Und bittres Ach; So hat, da Griechenland erlöst Durch seine Helden ward, der Perser fortgestossen Bleyschwere Seufzer aus der Brust; So klopfte seiner unbewußt, Das Herz erschrocken in dem grossen Pompejus, als sein Heer entwich, Und er von dicker Staubes Wolke Davon belehrt zurück in ödes Lager schlich. Furcht fühlt die Herrscherin von mehr als einem Volke. Der Adler hat sein Felsen-Nest Mit starken Flügeln überbreitet; Und Heinrich, der für uns am Erzgebürge streitet, Bleibt muthig, wachet, und verläßt Der Berge Spitzen nicht, bis vor dem Leoparden Entfliehet jedes wilde Thier. Dann singen seinen Sieg des Vaterlandes Barden, Und goldne Tage leben wir! Fußnoten 1 Die Vestung Schweidnitz wurde den 8ten des Octobris 1762 wieder erobert.