Ueber die Begierden und Wünsche An den jungen Herrn von der H*st. O glaube mir, der Du im Jünglingsfuße Die Flüchtigkeit des Rehes hast, Du wünschest viel, und bist doch im Genusse, Was Du erwünschest, satt. Der Garten lockt; Du girrest gleich der Taube, Die lange Zeit verlassen ward: »Freund, laß mich gehn zum Rosenstock. – Erlaube, Mein lieber Eberhard?« Er wird besiegt durch süße Schmeicheleyen, Wie von der Juno Jupiter, Du hüpfest fort, und alsobald erfreuen Die Blumen Dich nicht mehr. Dir ekelt vor dem Honigduft der Rose, Wie Jakobs Enkeln vor dem Mann; Dein Auge blickt gleich einem Gräbermoose Die grüne Myrthen an. Dein Busen schwillt von neuen Wünschen schwanger Bis an das glatte Kinn herauf, Der Sommertag ist dir ein leerer, langer Beschwerter Stundenlauf. Dein Führer braucht bey mancher ungestümen Begierde, die Dein Busen fühlt, Mehr Kraft, als Nestor, der die Lenkungsriemen Der scheuen Rosse hielt, Da Diomed wie Mars daher gefahren Vor Ilium, bis seinem Drohn Des Donnergottes Blitze schrecklich waren Und er zurückgeflohn.