An die Frau Doktorin M. Frau, der das Leben niemals bitter Bey irgend einem Zufall ist: Die Du die Zärtlichste der Mütter Und der Gattinnen wärmste bist; Und in Entzückung aller Sinnen Umarmest den geliebten Mann, Und sprichst: Ihr Lebensspinnerinnen, Fangt seinen Faden täglich an – O Freundin! hilf mir deine Freuden Vertheidigen in einer Welt, Wo man nicht glaubt, daß zum Beneiden Dein Glücke Glanz genug enthält. Mein Freund, ein Schüler von Apollen, Ein Meister in der Homelie, 1 Glaubt, daß die Tauben küssen wollen Aus Zärtlichkeit und Harmonie. Nur warme Busen ältrer Ehen, Als die der Hochzeitmonath sieht, Die setzt er in das Reich der Feen In ein Ovidianisch Lied. Und in die nie vorhandnen Staaten Des Plato, der im hohen Styl Den Jünglingen weis anzurathen Ein leeres geistiges Gefühl. Sey Richterin, und überführe Den Freygeist, der die Liebe lobt, Und dennoch stoisch wieder ihre Glückseeligkeit mit Läugnen tobt. Dein Freund, Dein Liebling, Dein Getreuer, Lad' ihn auf einen Abendschmaus; Dann athme Du der Ehe Feuer In hundert sanften Küssen aus, Und sprich: Neun Lenze sind vorüber, Und meine Flamme ward nicht matt, Und meinem Gatten ward ich lieber, Seitdem er mich besessen hat. Fußnoten 1 Herr Professor E*b*d.