An Brücknern Als er die Rolle Medons spielte Den Erdgebohrnen allen Ward ein bestimmtes Loos, Nachdem es den Göttern gefallen, Klein, mittelmäßig, oder groß, Verschiedenen wurden Talente gegeben, Hervorzuschimmern in der Welt, Und wenn ihr Bau vom Staube zerfällt, Noch in dem Tempel der Ehre zu leben. Als Brückner einst gebohren ward; Da sprach der Musenvater: Nehmt Töchter dies Knäbchen von feuriger Art Und bildet es für das Theater. Da neigete Terpsichore Zuerst ihr Haupt – Da legte Die Hand aufs Herz Melpomene, Thaliens Busen regte Sich pflegegierig empor. Doch mit geflügelten Füßen Kam einer der Götter den Musen zuvor. Sie lächelten und ließen Den künstelehrenden Merkur, Das Knäbchen lehren und bewahren. Sie ließen ihm aber den Zögeling nur Bis zu den Jünglingsjahren, Da ward er ganz der Ihrige, ganz Erfüllet – Begeistert von ihnen Erringt er sich einen unsterblichen Kranz, Auf dieser Bühne, die unter den Bühnen Germaniens glänzt, Wie Hesperus unter den Sternen. Schon lange ward er mit Ehre bekränzt Und strebet noch immer zu lernen. Melpomene lehret noch immer ihm vor: Noch immer trinket sein horchendes Ohr Der Göttinn weise Gesetze, Und sinnet vom Morgen bis Abend darauf, Damit er nicht eines verletze, Damit er nicht strauchle im rühmlichen Lauf. Sagt, Kenner, was will er noch werden? Bewegt er euch alle nicht schon Durch Ausdruck seiner Gebehrden, Durch seiner Stimme mächtigen Ton, Durch seine gewaltigen Blicke, Zum Trauren, oder zur lachenden Lust? Wenn über ein grausam Geschicke Aus Medons bestürmeter Brust Die Klage bricht; und was er leide Aus jeder Miene blickt; Dann fühlen wir alle vom hämischen Neide Die Tugend und Unschuld gedrückt, Und ächzen voll Kummer und Schmerzen, Und wenn er den kriechenden Feinde vergiebt, Und siegend die Rache des Weisen verübt, Dann quellen aus fröhlichen Herzen Die Thränen zum Auge, wir glühn, Und lieben die Tugend, den Dichter und ihn.