Der Pächter und der arme Schäfer Eine Dosenmalerei-Geschichte. Dem reichen Pächter Schinkenrund Gefiel im nächsten Dorfe Des schönsten Mädchens Rosenmund, Sein Herz hatt' gleich dem Torfe Geglommen, als er sie gesehn, Es war in Brand gerathen Und wollte nicht um Rettung flehn, Denn Dorchens Blicke thaten Ihm immer tapfern Widerstand. Er konnte nichts gewinnen Bei ihrem Lächeln, denn er fand Der Tugend Sprache drinnen. Einst saß er in dem Traubenmond Vor seiner Thür und zechte – Er war des Zechens sehr gewohnt; Ein Pächter trinkt mit Rechte Den jungen Most, den alten Wein Aus einer großen Kanne, Die Gläser sind ihm viel zu klein, Die sind dem Bürgersmanne Nur angemessen, nur gesund, Nach kluger Aerzte Sagen – Aus Kannen trinket Schinkenrund, Sein Kopf kann Wein vertragen. Claus Aermlich, Dorchens Vater, kömmt Recht zu gelegner Stunde, Auf seinen Schäferstab gestämmt, Und grüßt mit trocknem Munde Den Pächter und Gevattersmann; Der horcht mit schlauem Ohre, Dankt ihm so freundlich als er kann, Und frägt nach seiner Dore, Und trinkts dem alten Weißkopf zu Mit Bitte, mit Bedingen Ihm morgen um die Mittagsruh Sein Dorchen herzubringen. Er wollt ihr einen Vorschlag thun, Der werth sey anzunehmen; Auch sollte Claus im Alter ruhn, Und ohne Noth und Grämen Sein Brod genießen, seinen Wein, Das Herz damit zu laben, – Claus Aermlich hörts und saget nein, Ich will, ich mag nichts haben. Behaltet euren Labetrank, Ich trinke reines Wasser Und bin Zeitlebens, Gott sey Dank! Des Lasterlebens Hasser.