Das Türkische Bacchusfest Dem Obristen von Anhalt gesungen. 1763. Aus allen himmlischen Bezirken Versammleten die Bürger jüngst Sich in der Luft zu sehn, wie Du mit jungen Türken Die Bacchanalien begingst. Du, der bey rauschenden Pokälen So tapfer ist, und so geübt Als einer Legion den Angriff zu befehlen, Wenn Mars die Loosung schrecklich giebt. Du, von dem König und dem Volke Zugleich geliebter Anhalt ! sprich, Ob nicht Lyäus selbst in einer Weinduftwolke Umschwebte Deinen Tisch und Dich? Ob nicht der schöne Götterschenke In Deinem Achmet sich versteckt, Der Eure Becher voll gegossen mit Getränke, Das köstlich wie der Nektar schmeckt. Die Muthempörende Trompete, Der lärmerischen Pauken Schall Beflammten das Gesicht mit hoher Purpurröthe, Als hörtet ihr Kanonenknall. Ihr spranget auf mit Trinkerhitze, So sprang der Thracier, und flog Voll Feuer in der Stirn bis an des Heeres Spitze, Das feindlich ihm entgegen zog. Ihr folgt mit Fackeln durch die Straßen; Ein junger Hirsch fliegt kaum so schnell, Der stolz auf sein Geweyh die Mutter hat verlassen Und selber suchet Gras und Quell. Euch folgten alle Turbantrager, Centauren waret Ihr, und lieft An alle Thüren Sturm; das Mädchen sprang vom Lager Und bebte, wenn Ihr Hussay! rieft. Umarmte Männer fuhren plötzlich Von heißgeküßten Lippen ab, Und horchten das Geschrey, dem Gott des Weins ergötzlich, Der mächtig Euch Befehle gab. Im Glanz des Morgensterns gekleidet Trat Venus schon Auroren vor. Mit diamantnem Blick, der Nacht und Tag entscheidet, Besahe sie das Bacchuschor, Und sagte lächelnd zu Lyäen: Vernimm, o Lieber! dies Geschrey Von Helden, welche sonst der Schlacht entgegen stehen, Und frag: wer jezt ihr Feldherr sey? Nicht Mavors, der sie vormals weckte, Wenn ihn Belloneus Wagen trug; Nein, du! dem Cerberus die Füße freundlich leckte, Du, der die Himmelsstürmer schlug! Du süßer, süßer Gott der Reben! Begeisterst selbst des Rosses Tritt, Der nach dem Takte fällt, daß Bäume sich erheben, Und alle Pfeiler hüpfen mit.