An Herrn Zachariä, den Verfasser des Gesanges von der Hölle, zu Braunschweig (Im April 1762.) O du, dem durch drey lange schwarze Nächte Ein Todes-Engel offenbahrt Den Abgrund, wo für Ungerechte Quaal zubereitet ward. Freund, sprich wann sagt der Himmel seine Flüche Der Wuth, die aus der Hölle flog, Und durch Gewalt der Friedensbrüche Ins Herz des Kriegers zog? Sie kam und hauchte pestisches Verderben Auf ganzer Völkerschaften Glück, Und sah' gestürzter Menschen Sterben, Mit nimmer sattem Blick. Tief in die Schlacht flog sie von Heer zu Heere, Und weit verbreitet ward der Tod. An allen Ufern bis zum Meere, Ward das Gewässer roth. O! von den Gräbern ungezählter Leichen Verwendet oft der Tag sein Haupt, Und sieht halb todte Menschen schleichen, Die ganz der Krieg beraubt. Dort wankt auf seiner unbeflügten Erde Der Landmann traurig fort, und tritt Noch in den Hufschlag von dem Pferde Worauf sein Plündrer ritt. Wenn Hunger aus der bleich gewordnen Wange, Gram aus des Mundes Seufzer spricht; Dann reizet ihn zum Lobgesange, Die satte Lerche nicht. Ihn reizet nicht im buntgestreiften Kleide Die Tulpe, die sich stolz erhebt – – Ihr Rock ward ohne Hand und Seide Geordnet und gewebt Von Gott, erhaben über alle Thronen, Der tausend Welten ausgeschmückt, Und mehr als tausend Nationen Auf einmahl überblickt. Er sah' herab, zerstreute Frankreichs Flotten, Und riß viel Inseln aus der Hand Des Ludewigs, der sein zu spotten Ein Heer hat ausgesandt. Er fuhr herab, in einer Feuerwolke, Die ihn an Braunschweigs Mauren trug, Als mit viel Muth und wenig Volke, Das Heer ein Jüngling schlug. O Freund, er warf drey grosse Gottesblicke Auf uns. Wir zitterten voll Schmerz; Da rief er schnell ein Weh zurücke, Und sandt' ein Fürsten-Herz. Mit seinem Finger wirft er alles nieder, Was den Gerechten noch bedrängt; Er eilt, daß bald die Hölle wieder Des Krieges Wuth empfängt!