An Ihro Königl. Hoheit die Mutter des Preußischen Thronfolgers Den 29sten Jenner 1764. Die Du gleich einem andern Menschenkinde Des Tages Schönheit nicht gekannt, Als man zuerst die goldne Fürstenbinde Um Deine Stirne wand; Du wurdest von zwe'n Himmlischen bewundert, Die Deinen ersten Schlaf bewacht. Sie sprachen von dem künftigen Jahrhundert, Und von der Krone Pracht, Die Deines Sohnes Schläfe würde schmücken, Und wenn er säß auf seinem Thron, Dann segneten die Völker mit Entzücken Die Mutter und den Sohn. Prinzeßin, also sprachen mit einander Zwe'n Engel, welche sich vergnügt, Daß nicht in Dir ein zweyter Alexander, Ein Pyrrhus ward gewiegt; Daß nicht in Dir tief eingewickelt läge Ein Prinz, der einst voll Kriegeswut Durch Feld und Wald bezeichnete die Wege Mit der Erschlagnen Blut. Sie sahen alle Züge, die gezwungen Dein Freund, Dein König, muste thun, Und Schlachten, die den Feinden mißgelungen, Eh Friedrich konnte ruhn; Und Deinen Sohn bekleidet mit dem Panzer, Den Heldendegen in der Hand, Und voller Glut, als wär in Ihm Sein ganzer Sonst sanfter Geist entbrannt, O Fürstin ! Die Beschützer Deiner Wiege Begleiteten Ihn durch Gefahr, Als Er bey Friedrichs letztem großen Siege An den Sudeten war, Sie brachten diesen Stolz des Vaterlandes An Deine Brust, und lächeln einst, Wenn wegen eines schön verschränkten Bandes Du Deine Freude weinst; Wenn Er mit Deinen Tugenden gezieret Die reizendste Prinzeßinn sieht, Und wenn Er Sie bey Seiner Hand geführet An Deinen Busen zieht, Und Ihren Geist und Ihres Herzens Schöne Mehr als der Wange Blüthen liebt, Und Seinen ewigsichern Staaten Söhne, Nachfolger Friedrichs, giebt.