An den einjährigen Wilhelm von K. Du kennst noch nicht den Regenbogen Und nicht die Sonnenstrahlen, Kind! Dein erstes Jahr ist hingeflogen, Wo Deiner Vater Jahre sind; Und niemals ward der schöne Morgen Von Dir bemerkt, von Dir gedacht, Wenn ihn Dein Herz gleich ohne Sorgen Aus offnen Augen angelacht. Die große Kraft zu unterscheiden, Liegt in der Seele noch verhüllt; Und dennoch wird sie schon mit Freuden Und auch mit Traurigkeit erfüllt. Ein stiller Gram schwächt Deine Blicke, Und zieht von Deines Mundes Rand Dein süßes Lächeln oft zurücke Ins Herz, das den Verlust empfand. Dem Jünglinge, dem unwillkommen Der Tod sein liebes Mädchen nahm; Dem Reichen ward nicht mehr genommen, Wenn in sein Haus ein Räuber kam, Als Dir in Deinem ersten Glücke In jener so geliebten Brust; Seitdem erstarb in Deinem Blicke Das Feuer und des Lachens Lust. O holder angenehmer Knabe! Noch mancher Kummer wartet Dein Bis Du gestützt an einem Stabe Dich Deiner Nachwelt wirst erfreun. Du lernest Welt und Menschen kennen, Und seufzend wirst Du laut und schwer Oft Welt und Menschen schrecklich nennen, Wenn keine Tugend in ihr wär; Und über ihr ein Gott nicht wohnte, Der seine Frommen kennt und liebt, Und stille Tugenden belohnte, Und nach dem Kummer Freuden giebt.