Der Frühling an die Frau von Wrech. Freundin dessen, der die Welt regieret, Der an diamantnen Ketten führet Jene Sonnen über unserm Haupt! Sieh'! an seiner Ordnung goldnen Seilen Muß der Frühling neu herunter eilen Mit dem Schmuck, den ihm der Herbst geraubt. Siehe! wie beflügelt er gekommen Und die Trauer der Natur benommen. Wie er sie schon jugendlich geschmückt, Mädchen, die den Lenz im Antlitz haben, Männer, Jünglinge und kleine Knaben Und der Greiß, der sich am Stabe bückt; Alles geht, gereizt von den Gerüchen Junger Veilchen, die so niedrig kriechen Und doch edler, als die Tulpen sind! Und der Hyacinthen ofne Glocken Duften Balsam, den um seine Locken Dir entgegen trägt der Frühlingswind. Blat und Frucht, die in der Knospe lagen, Dringen sich des Schöpfers Lob zu sagen, Aus der Hülle nun mit Macht hervor. Wenn die stummen Redner prächtig blühen, Steigt, in regellosen Symphonien, Aus den Zweigen ein Gesang empor! Ohne Muse, ohne Kunst und Schriften Singt die Lerche, schwebend in den Lüften, Unaufhörlich ihr pindarisch Lied! Unter ihr, in früher Tagesstunde, Singt mit bäurisch vollgenommnem Munde Auch die Einfalt, welche Furchen zieht! Lämmer, die noch an den Müttern saugen, Blöken dem zum Lobe, dessen Augen Das Insekt im Staube kriechen sehn. Ihn muß so der Wurm im Grase preisen, Als das Herz mit ihm bekannter Weisen, Als die Räder, die den Weltbau drehn. O du Tochter seiner Lieb und Güte, Der in jedem Lenz die junge Blüthe, Und die grüne Saat sein Lob beschreibt. Höher, als der Dichtgeist in dem Fluge Preisest du mit jedem Athemzuge Einen Gott, der deine Freude bleibt! Alles singt ihm. – Seine Nachtigallen Oft behorchend, will ich Lieder lallen Voll vom Lobe dessen, der mich schuf; Bienen, die auf Lindenwipfeln summen, Und des Fleisses Lehrer, jene Stummen Im Erdhaufen, werden mir ein Ruf!