Dorimön und Amariethe in ihrer neuen Wohnung 1768. Du Wonne meiner jungen Tage, Du Leben meines Lebens, sage, Wie diese Hütte dir gefällt? Wie einer von den Erdgöttinnen Der allerhöchste Thron der Welt! Mein Vater wohnete darinnen Viel schöne Sommer lang, und fand Vergnügen dran mit eigner Hand Die zarten Bäume zu begießen, Die dazumal von mir sich noch umspannen ließen, Und nun so hoch empor gestrebt; Hier hat mein Vater froh gelebt, Wie in dem seligen Gefilde Der erste Mensch mit seiner Braut. O du nach eines Engels Bilde Für mich so liebenswerth gebaut, Hier will ich leben dir zur Seite So glücklich wie der erste Mann. Hier geb ich dir durch Blumen das Geleite Vom kunstgepflanzten Garten an Bis in die wilden Rosen-Hecken. Der Laube grünes Dach soll dich und mich verstecken So oft der Mittag glüht; hier will ich Rosenduft In langen Zügen geitzig trinken, Und wann aus ungepaarten Finken Die bange Liebe lockend ruft, Und wann die Nachtigallen klagen, Daß Fels und Hügel Antwort giebt, Dann will ich im Entzücken sagen: Ich bin geliebt! Und ich will mich von deinem Busen stehlen Des Morgens, wenn aus Lerchen-Kehlen Das erste Lied gen Himmel tönt; Ich will die schönsten Blumen pflücken Den kleinen Altar auszuschmücken, Den deine Mutter oft gekrönt Mit Rosen und mit Reben-Ranken; Dann wecket dich mein sanfter Kuß, Dann folgst du meinem Wink und kniest mit mir am Fuß Des Opfer-Heerdes, dem zu danken, Der alle Wesen kommen hieß, Und über unsern Häuptern Sonnen Und um uns her die Flur entstehen ließ, Und dich erschuf, den ich so zärtlich lieb gewonnen, Dich meines Herzens süßen Freund! Dann beten wir und loben mit einander Den guten Gott, der uns vereint, Und unser Lob steigt mit einander Wie zween Flammen hoch empor Und unser Lob erreicht sein Ohr!