Lob der schwarzen Kirschen 1764. Des Weinstocks Saftgewächse ward Von tausend Dichtern laut erhoben; Warum will denn nach Sängerart Kein Mensch die Kirsche loben? O die karfunkelfarbne Frucht In reifer Schönheit ward vor diesen Unfehlbar von der Frau versucht, Die Milton hat gepriesen. Kein Apfel reizet so den Gaum Und löschet so des Durstes Flammen; Er mag gleich vom Chineser-Baum In ächter Abkunft stammen. Der ausgekochte Kirschensaft Giebt aller Sommersuppen beste, Verleiht der Leber neue Kraft Und kühlt der Adern Aeste; Und wem das schreckliche Verboth Des Arztes jeden Wein geraubet, Der misch ihn mit der Kirsche roth Dann ist er ihm erlaubet; Und wäre seine Lunge wund, Und seine ganze Brust durchgraben: So darf sich doch sein matter Mund Mit diesem Tranke laben. Wenn ich den goldnen Rheinstrandwein Und silbernen Champagner meide, Dann Freunde mischt mir Kirschblut drein Zur Aug- und Zungenweide: Dann werd' ich eben so verführt, Als Eva, die den Baum betrachtet, So schön gewachsen und geziert, Und nach der Frucht geschmachtet. Ich trink und rufe dreymal hoch! Ihr Dichter singt im Ernst und Scherze Zu oft die Rose, singet doch Einmal der Kirschen Schwärze!