An Mademoiselle Rehbeld in Berlin, nach überstandnen Pocken Einzige Tochter des sorgenden Paares, Welches dich nähret, lehret und schützt, Und in dir ein süßes, wahres Wiedergeschenktes Vergnügen besitzt – Danke mit deinem zukünftigen Leben, Lobe mit jeder Empfindung die Macht Welche dem Tode Befehle gegeben, Nicht mit ewiger Nacht Dein schon zitterndes Auge zu decken. Ach, dein keuchender Busen empfand Schon des Grabes gewaltige Schrecken, Und gen Himmel gewandt War das Auge der Mutter, mit Thränen Ueber und über benetzt. Durch dein winselndes Stöhnen Ward ihr liebendes Herze verletzt. Mit ihr weinte, von Kummer durchdrungen, Auch der minder weichliche Mann, Den noch keiner zu Thränen gezwungen, Der sonst jedem Unglück trotzen kann, Wann es ihn bedrohen sollte – Diesem befürchtenden Vater entfiel Aller Muth, wenn er dich trösten wollte, Denn er sahe dich am Ziel Deines kaum begonnenen Lebens: Sein Gedanke wiederholte tausendmal: Armes Mädchen, ach! du strebst vergebens Hier zu bleiben, deiner Jahre Zahl Ist vollendet, wie die Zahl der Monden Von dem jugendlichblühenden Stahl, Dem die Grazien zu Londen Rosen auf sein Grab gestreut, Und dabey voll Mitleid sangen: Deutscher Jüngling, deine Redlichkeit Lächelte von deinen Wangen Und von offener Stirne herab, Und der Mann, der sie dir erblich gab, Wird umsonst nach dir verlangen, Ruft umsonst den einzigen Sohn, Den die böse Krankheit weggerissen, Welcher vom bräutlichen Lager und Thron Oft die Fürstenkinder folgen müssen. Fremdes Erdreich deckt dein schönes Haupt, Deinen Schwestern, deinen Spielgesellen Ist nichts weiter vom Schicksal erlaubt, Als im Geist sich um die Gruft zu stellen, Die dich, Blume der Jugend, geraubt.