An den Freyherrn von A. aus Cöthen über die Winterlustbarkeiten in Berlin Du, dessen Auge nichts verräth Vom Stolze, den so manche Brust bewirthet, Durch Ordensbänder aufgebläht, Womit sie ward umgürtet. O A*! Dein Herz verschließt Sich nimmer, wenn die Freuden Dich umgeben, Der Weise braucht sie, und versüßt Sich gern dadurch das Leben. Dich reizt Dein Landgut, wenn im May Die Vögel aus den schattigen Gebüschen Mit eines Schäfers Feldschalmei Ihr tonreich Lied vermischen. Und deine Rinderheerde satt Im Blumenthal beim Bache lieblich brüllet: Jezt aber reizt Dich Friedrichs Stadt Mit Spiel und Tanz erfüllet. Jezt ladet Dich der Singe-Saal Des Helden ein, der über andre glänzet, Wie Phöbus, wenn der goldne Strahl Sein lokkigt Haupt bekränzet Die Sterne ringsumher beschämt; Hier herrschen hohe königliche Freuden, Und selbst der Bürger, der sich grämt, Verstaunt hier seine Leiden; Vergißt den Mangel, der ihn drückt, Und stürzt sich mit der zahlenlosen Menge Ans Schauspielhaus, und wird erquickt Vom Wohlklang der Gesänge. Auch Du betäubest jezt in Dir Des Ländereibesitzers kleinste Sorgen, Bald aber lokket Dich von hier Der Hornungs erster Morgen, An welchem sich die Lerche schon Hoch über Deine Saatenfelder schwinget, Da sagt Dir ihrer Hymnen Ton Mehr als der Sänger singet, Dem Menschenkunst die Noten schrieb, Und Könige zu ihrer Lust gedungen; Der ungerührt bei Trillern blieb, Die jedes Ohr durchdrungen: Und einer Orgelpfeife gleicht Die schmeichlerisch den Hörer überwindet, Und bis zu Thränen ihn erweicht Und selber nichts empfindet.