Recept wider böse Weiber Eine Romanze Ein armer Ehegatte, Der ohne seine Schuld Die Höll' auf Erden hatte, Ward endlich der Geduld Nach langen Jahren müde, Und schaffte schnell und klug Sich vor dem Engel Friede, Der ihn mit Fäusten schlug. Sein Weib war bitterböse, Die Tobsucht rief aus ihr, Bey manchem Zankgetöse: Ein Leides thu ich mir! Ja ja, du Weiberhasser, Du Teufel, der du bist, Ich springe noch ins Wasser, Wo es am tiefsten ist. Sie sprachs zu tausendmalen, Und sprang ins Wasser nie. Auf neue Männerqualen Dacht ihre Seele früh, Sobald der Tag erwachte. Ihr Dämon, schwarz und klein, Blies ihr im Traum bey Nachte Den Stoff zum Zanken ein. Einst fieng beym Abendtische Ihr Zorn zu donnern an, Und still, wie stumme Fische, Blieb ihr geplagter Mann; Ließ ihrer frechen Zunge Den Zügel – gab ihr nach, Bis sie vom Wassersprunge Mit blauen Lefzen sprach. Da warf der Mann sein Messer Tief in den Tisch, und riß Das Weib an ein Gewässer. Hier, sprach er: Thue dieß Was du zu thun beschlossen. Hier springe mir hinab. – Hier sah sie, furchtbegossen, Ins grause Wassergrab. Sie hieng an seinen Armen Und fühlte Todesquaal; Er aber, ohn Erbarmen, Er tauchte siebenmal Sie unter mit dem Kopfe, Bis sie die Luft verlor: Und hub sie drauf beym Zopfe Stark aus der Fluth empor. Das Mittel half geschwinde; Sie seufzte leichenblaß: Ach! Männchen, sey gelinde, Ach! liebes Männchen, laß Mich diesesmal nur leben, Und ende meine Pein, Ich will mich gern bestreben, Recht lämmerfromm zu seyn. Der Mann ließ sich bedingen, Das Weib ward zahm gemacht, Und an kein Wasserspringen Ward künftig mehr gedacht. Sie lebten, sanft wie Tauben, Von keinem Zank gequält, Und alle Welt wirds glauben Weil es ein Weib erzählt.