An den Freyherrn von Kottwitz, als er ihr Gemählde zeigte, und sie fragte, ob die Blumenstücke nicht schön wären? Ja, sie sind schön, die bunten Blumenstücke! Betrügerisch für unsre Blicke, Wird meine Hand verführt, daß sie nach einer langt, Die wie die schönste Blum in deinem Garten prangt! Doch schöner sind für mich die Stücke der Geschichte: Da stirbt auf Alexanders Angesichte Der Ehrgeiz, den der Held in seiner Brust verbarg; Da sieht sein Auge starr, gleich halb verloschnen Kohlen, Die um ihn stehen, an; Er, der der Welt befohlen, Stirbt, und erobert einen Sarg. Sein Arzt kniet neben ihm, und fühlt mit seiner Rechten Das Herz des Kriegers, dem der Tod schon Stösse giebt, Die Linke fühlt den Puls, und Alexanders Knechten Verkündiget der Blick des Arztes zu betrübt Des Weltbezwingers letzte Stunde; Laut klagt ihr Herz in ihrem Munde, Und Gram auf ihre Stirn gewolket, breitet sich; Das ganze Haus, bis auf die Hunde, Steht angstvoll, heulet jämmerlich! Zu des Erobrers Haupt, auf einem Tische, liegen Sein Helm, sein Panzer, und sein Schild, Bemahlt mit Furien; sein Schwerdt, gewohnt zu siegen, Nutzt ihm nicht mehr, er muß dem Tod itzt unterliegen; Wie bin ich, seufzet er, der Nichtigkeit ihr Bild? Ein Gott, und einer von des Todes Unterthanen? Und stirbt, beströmt mit Thränen von Roxanen. O du, mein Vater, 1 sprich, ob dich dies Bild nicht rührt, Mehr, als ein Stück mit Pracht des Frühlings ausgeziert? Und, o! sieh jenes noch! da lieget auf dem Schoosse Der Schönen, die er liebt; ein Held! Sein lockigt Haar, das weich auf seine Schultern fällt, Ist schön; doch grössern Reiz enthält Sein blaues Auge, das die grosse Und feuervolle Seele zeigt, Die zärtlich und betrübt itzt in das Auge steigt! Aus Seufzern soll er Worte sammeln, Um seinen Abschied herzustammeln; Wehmüthig reichet er sein Bildniß schön gemahlt, Der Angebetheten, die, wie Aurora strahlt; Allein, an statt das Bild zu nehmen, Greift sie nach Rosen, die ein Liebes-Gott ihr reicht; Die Stolze! Vater ja, sie sollte sich nur schämen! Ein Held liegt da vor ihr, von Zärtlichkeit erweicht, Und sie allein ist Stein, und kann ihm wiederstreben, Und sie allein wird nicht erweicht? Ach Vater zürne doch! sie spottet! ja! vielleicht Will sie dem armen Held, dem sie das Herz erweicht, Die Rose zur Erquickung geben! Zu ihrer Rechten stürzt ein Wasserfall, und schilt Laut murmelnd, daß sie so die Zärtlichkeit vergilt, Ihm gegenüber stehn zwey Krieger, und es scheinet, Als ob ihr Herz mitleidig weinet; Voll ritterlicher Treu begleiteten sie ihn Auf seiner Heldenbahn, nun soll er weiter ziehn; Welch einen Schmerz fühlt er! ach! Sie soll er verlassen? Die Grausame! sie bleibet kalt? O welch ein böses Weib! ich muß, ich muß sie hassen, Und wäre sie, wie Venus, von Gestalt! Fußnoten 1 Die Dichterin nennt den Freyherrn von Kottwitz wegen der ihr erzeigten Wohlthaten, ihren Vater.