Eine kranke Braut an ihren Geliebten O du! an den ich täglich eine Menge Klagvoller Seufzer abgesandt, Miß mein Gefühl nicht nach des Briefes Länge, Ihn schrieb die zitternde Hand. Des Fiebers Gluth, empor ins Haupt gestiegen, Fraß den Gedanken, ehe er sich Entwickelte, da wo Gedanken liegen In der Empfindung für dich! So sengt in heissen unbewölkten Tagen Die Mittags-Sonne Blumen ab, Die halb verhüllt noch in der Knospe lagen. So fliehen Blätter herab Vom Lindenbaum, wenn vor den Ungewittern, Der losgelaßne Sturm ihn schwenkt, Und einen Gott mit unterdrücktem Zittern Der Sünder fühlet und denkt. O du Geliebter! ahnde nicht mein Schweigen; Gezwungne Sünden räche nicht! Gieb mir, gieb mir oft deiner Liebe Zeugen. Das harte Siegel zerbricht Von meinem Kuß, der heftig aufgedrücket Von Lippen wird, die geizig dich Erwarten, Freund! wie werd ich dann entzücket! An deine heften sie sich; Und rednerisch wird unter tausend Küssen Mein Herz, mit Wollust vollgetränkt, Dir süsse Nahmen herzustammeln wissen, Die Sapho selber nicht denkt.