An den Herrn Baron von Kottwitz zu Boyadel, Neffe desjenigen Freyherrn von Kottwitz, welcher sie aus Glogau führte. Im Januar 1788. Kammerherr des Königes, Enkel tapferer Baronen! Du verlangst nur weniges Von der Muse, die mit Kronen Des Gesanges, möchte lohnen Dich, Du Folger des Barons, Der mich aus dem Staube gütig Hob, und schnell und edelmüthig Zog zur großen Stadt des Throns. Viel, sehr viel hab ich zu sagen; Aber bald, bald schwingst Du Dich Auf den raschen Reisewagen Hinzueilen, wo man Dich Ganze Tage lang wird fragen: Was Du zu Berlin gehört, Und gesehn mit dem Begleiter, Dessen Liebe Dich verehrt, Der Dich übers Meer und weiter Gern begleitete, wenn nicht Dich und Ihn so manche Pflicht Hinderten am Reisewillen Und am Vorsatz, hier zu seyn Länger noch als wenig Tage, Wo ich kühn zu hoffen wage, Daß wir uns bei ächterm Wein Und ganz unter uns allein Herzlich freun, Denn der Wein war eine Lügen, War gekeltert nicht am Rhein, Schwöre Dir's bei dem Vergnügen, Bey der Ehre, die Du mir Zugedacht, daß ich mit Dir Und mit Conrad speisen sollte 1 Aber wenn ich feuerheiß Mich der Ehre freuen sollte, Muste kein so großer Kreiß Horchen, was ich schwatzen wollte, Was ich leicht zu reimen weiß. Darum hoff ich, Musenvetter! Daß wir Drei beisammen nur Flammen bei dem kalten Wetter, Bei des Schneegestöbers Spur, Welche kärglich Deine Flur Deckt, so daß die wollnen Heerden Saaten schmausen werden Auf dem Tische der Natur. Fußnoten 1 Der Herr Baron hatte die Dichterinn in einem Hotel zu Tische geladen.